Presseinformation 156/2012

Science: Quantenoszillator reagiert auf Druck

Die Resonanzfrequenz einzelner atomarer Defekte lässt sich durch mechanische Verformung ändern / Materialien für nanoelektrische Bauteile lassen sich nun besser erforschen
Im Diagramm sind Frequenzspektren gegen mechanische Verformung aufgetragen. Jedes atomare Quantensystem hinterlässt eine charakteristische weiße Linie.  (Bild: KIT / CFN)
Im Diagramm sind Frequenzspektren gegen mechanische Verformung aufgetragen. Jedes atomare Quantensystem hinterlässt eine charakteristische weiße Linie. (Bild: KIT / CFN)

Supraleitende Quantenbits könnten in ferner Zukunft die Bausteine von leistungsfähigen Computern werden. Schon heute helfen sie, die Struktur von Festkörpern besser zu verstehen, wie Forscher des Karlsruher Instituts für Technologie heute im Magazin Science vorstellen. Mittels Josephson-Kontakten haben sie die Schwingungen einzelner Atome ausgemessen, mit denen diese zwischen zwei Positionen „tunnelten“, also quantenmechanisch oszillierten. Durch Verformen der Probe änderte sich sogar die Frequenz. (DOI: 10.1126/science.1226487).

„Wir sind nun in der Lage, die Frequenzen einzelner tunnelnder Atome im Festkörper direkt zu kontrollieren“, sagen Alexey Ustinov und Georg Weiß, Professoren des Physikalischen Instituts am KIT und Mitglieder des Centers for Functional Nanostructures CFN. Bislang hatten es die Forscher bildlich gesprochen mit einer verschlossenen Kiste zu tun, in der es vielfältig klapperte. Nun gibt es nicht nur die Möglichkeit, die einzelnen Objekte darin zu vermessen, sondern auch kontrolliert ihre physikalischen Eigenschaften zu verändern.

Die dafür eingesetzte Probe besteht aus einem supraleitenden Ring, der durch einen nanometerdicken Nicht-Leiter, einem sogenannten Josephson-Kontakt, unterbrochen ist. Das auf diese Weise gebildete Qubit kann sehr präzise zwischen zwei Quantenzuständen geschaltet werden. „Interessanterweise koppelt so ein Josephson-Qubit mit den anderen atomaren quantenmechanischen Systemen im Nicht-Leiter“, erklärt Ustinov. „Und über diese Kopplung haben wir die Frequenzen vermessen können.“

Bei Temperaturen knapp oberhalb des absoluten Nullpunktes sind die meisten Rauschquellen im Material ausgeschaltet. Die letzte Quelle von Störimpulsen sind die Atome des Materials selber, wenn sie zwischen zwei äquivalenten Positionen springen. „Diese Frequenzspektren der Atomsprünge können wir mit dem Josephson-Kontakt sehr genau vermessen“, so Ustinov. „Im übertragenen Sinne haben wir ein Mikroskop für die Quantenmechanik einzelner Atome.“

In dem vorliegenden Experiment wurden 41 springende Atome gezählt und deren Frequenzspektrum vermessen, während die Probe mit einem Piezoelement ein klein wenig verbogen wurde. Georg Weiß erklärt: „Die Atomabstände werden dadurch um eine Winzigkeit geändert, die Frequenzen der tunnelnden Atome ändern sich aber recht stark.“ Bis vor Kurzem konnte man nur die Gesamtheit aller tunnelnden Atome messen. Erst seit ein paar Jahren hat man die Technologie, die atomaren Tunnelsysteme einzeln anzusprechen. Die neu entwickelte Methode am KIT, atomare Quantensysteme zu kontrollieren, könnte wertvolle Einblicke geben, wie Qubits fit für die Anwendung gemacht werden könnten. Aber auch die Materialien konventioneller elektronischer Bauteile, wie etwa Transistoren, könnten mit dieser Methode untersucht und Grundlagen für weitere Miniaturisierung gelegt werden.

Webseiten der Forscher:
http://www.phi.kit.edu/ustinov-research.php
http://www.phi.kit.edu/weiss-atomares_tunneln.php


Das paper bei science:
http://www.sciencemag.org/magazine  

 

Im Dialog mit der Gesellschaft entwickelt das KIT Lösungen für große Herausforderungen – von Klimawandel, Energiewende und nachhaltigem Umgang mit natürlichen Ressourcen bis hin zu Künstlicher Intelligenz, technologischer Souveränität und demografischem Wandel. Als Die Universität in der Helmholtz-Gemeinschaft vereint das KIT wissenschaftliche Exzellenz vom Erkenntnisgewinn bis zur Anwendungsorientierung unter einem Dach – und ist damit in einer einzigartigen Position, diese Transformation voranzutreiben. Damit bietet das KIT als Exzellenzuniversität seinen mehr als 10 000 Mitarbeitenden sowie seinen 22 800 Studierenden herausragende Möglichkeiten, eine nachhaltige und resiliente Zukunft zu gestalten. KIT – Science for Impact.

kes, 12.10.2012

 

Christian Könemann
Pressesprecher
Tel: +49 721 608-41190
Fax: +49 721 608-43658
christian koenemann does-not-exist.kit edu

Kontakt für diese Presseinformation:

Kosta Schinarakis
Pressereferent
Tel.: +49 721 608-21165
Fax: +49 721 608-43658
E-Mail:schinarakis does-not-exist.kit edu
Das Foto kann in der höchsten uns vorliegenden Qualität angefordert werden unter:
presse does-not-exist.kit edu oder +49 721 608-41105.