Presseinformation 78/2008

Mehr unternehmerische Freiheiten und Wettbewerb

Erste gemeinsame Akademische Jahresfeier des Karlsruher Instituts für Technologie
Professor Eberhard Umbach (links) und Professor Horst Hippler
Professor Eberhard Umbach (links) und Professor Horst Hippler bei der Akademischen Jahresfeier 2008 (Foto: Sandra Göttisheim, Forschungszentrum Karlsruhe)

Auf der ersten gemeinsamen Jahresfeier des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) sprach sich der Rektor der Universität, Horst Hippler, vor knapp 700 Gästen dafür aus, die unternehmerischen Aspekte der Universitäten und des KIT weiter zu stärken. Eberhard Umbach, der Vorstandsvorsitzende des Forschungszentrums betonte die Bedeutung des internationalen Wettbewerbs in der Forschung.

Beim KIT gehe es darum, so Hippler, das leistungsorientierte Umfeld noch weiter auszubauen, wissenschaftsinternen Wettbewerb zu fördern und neue Wege in der Finanzierung zu erschließen, die auch Wirtschaft und Gesellschaft in die Pflicht nehmen. Das KIT schaffe, so Hippler, ein Umfeld, das Mitarbeiter motiviere und zudem Frauen aktiv fördere. „Die neuen KIT-Forschungsstrukturen, der Austausch über Fachgrenzen hinweg und die Förderung von gemeinsamen Projekten bieten ein kreatives, selbst gestaltbares Ambiente für jeden einzelnen Wissenschaftler“, so Hippler. Die große Zahl an Promovenden und Habilitanden spreche für das leistungsfördernde Klima am KIT. So konnten im Akademischen Jahr 2007/2008 344 Wissenschaftler, darunter mit 81 Wissenschaftlerinnen deutlich mehr Frauen als im letzten Jahr, ihre Promotion abschließen. In der Fakultät Chemieingenieurwesen und Verfahrenstechnik promovierten in diesem Jahr zum ersten Mal mehr Frauen als Männer.

Hippler sprach sich auf der gemeinsamen Akademischen Jahresfeier des KIT für den internen Wettbewerb aus. „Wir betreiben keinen Binnensozialismus“, so Hippler. Es gehe darum, herausragende Projekte aller Disziplinen zu erkennnen und zu fördern. Dies gelte nicht nur in der Forschung, sondern auch in der Lehre. Mit drei Bewerbungen pro Studienplatz stehe das KIT bei den Studierenden hoch im Kurs. Ein wichtiger Ansporn für Höchstleistungen in der Lehre seien die Fakultätslehrpreise, die Hippler in diesem Jahr zum zweiten Mal vergab. Diese sind pro Fakultät mit 10 000 Euro dotiert.

In punkto Finanzierung richtete Hippler einen deutlichen Appell an Gesellschaft und Wirtschaft: „Die deutsche Wirtschaft muss lernen, langfristig in Einrichtungen zu investieren, nicht in kurzfristige Resultate!“, so Hippler mit Blick auf die USA, wo ein Beitrag der Unternehmen nicht nur für die konkrete Forschungsarbeit eines Wissenschaftlers, sondern auch zur Deckung der Gemeinkosten (Overhead-Mittel) üblich sei.

Ein Appell ging auch an die Stadt Karlsruhe. „Neben Handel und Dienstleitung wird gerade auch die Hochtechnologie in der Region massiv vom KIT profitieren“, so Hippler, der mit 1 400 neuen Arbeitsplätzen und 2 000 neuen Studierenden am KIT in den nächsten fünf bis zehn Jahren rechnet. Eine Erweiterung des Campus sei dringend notwendig, da die Universität über keine Reserveflächen mehr verfüge. „Wir dürfen nicht zulassen, dass die räumliche Begrenztheit der Universität die Entwicklung des KIT hemmt!“, betonte Hippler. Er verwies auf die zusammenhängenden Campus amerikanischer Eliteeinrichtungen und die Notwendigkeit für die Studierenden am KIT, die Hörsale zwischen den Vorlesungen rasch wechseln zu können.

Hippler dankte allen Förderern der Universität, besonders Josefine und Hans-Werner Hector, die für die Universität eine Stiftung mit 200 Millionen Euro eingerichtet haben.

In seiner Rede betonte der Vorstandsvorsitzende des Forschungszentrums Professor Eberhard Umbach die Rolle des internationalen Wettbewerbs für die Forschung am KIT. Insbesondere die beiden KIT-Visionen, weltweit führend in den Nanowissenschaften und das führende europäische Energieforschungszentrum zu werden, seien zentral auf den Wettbewerb ausgerichtet. „Dieser Wettbewerb hat einen enorm stimulierenden und fördernden Charakter“, so der Vorstandsvorsitzende. Umbach übte jedoch auch Kritik. Die Vermarktung von Forschungsergebnissen würde überbetont, und dies geschehe heute oft so routiniert, dass selbst erfahrene Wissenschaftler sich über den wahren Wert der Ergebnisse täuschten. „Falsche Arbeiten – insbesondere wenn sie in Science oder Nature veröffentlicht wurden - werden ausgesprochen gerne zitiert“, so Umbach.

Eine weitere Facette des internationalen Wettbewerbs sah Eberhard Umbach in der zunehmenden Bildung von Kooperationen. Während früher unter Forschungseinrichtungen formale Kooperationen selten gewesen seien, sei mittlerweile auch international eine Kooperationsepidemie ausgebrochen. Auch das KIT sei in letzter Zeit ein gefragter Kooperationspartner. Mehrere Kontakte aus verschiedenen Ländern werden derzeit geprüft. Durch einen engen Schulterschluss mit dem CEA (Commissariat à l'Energie Atomique), der größten französischen Forschungsorganisation mit inzwischen 30 Kooperationsverträgen, erhofft sich Umbach strategische Vorteile im innereuropäischen Wettbewerb, etwa in der Energieforschung. Parallel zu vermehrter Kooperationsbereitschaft, so Umbach, habe aber auch die Konkurrenz zwischen den Institutionen zugenommen. „Die Exzellenzinitiative hat sehr vieles in Bewegung gebracht, hat aber auch Empfindlichkeiten und Eifersucht zwischen den Universitäten und Futterneid befördert“, urteilt der Vorstandsvorsitzende.

Ebenfalls ein wichtiger Aspekt im internationalen Wettbewerb sei der Konkurrenzkampf um die besten Köpfe. „Die Zahl der Studierenden ist mittlerweile ein Erfolgsindikator“, sagt Umbach. Dabei ginge es im Unterschied etwa zu den USA oder Australien in Deutschland weniger um Einnahmequellen als vielmehr um langfristig angelegte Bindungen, die sich später in wissenschaftlichen, wirtschaftlichen oder politischen Beziehungen niederschlagen würden. Umbach betonte jedoch gleichzeitig, Deutschland müsse für ausländische Studierende und Wissenschaftler noch attraktiver werden. „Die besten Köpfe aus aller Welt gehen immer noch in die USA oder nach Großbritannien.“ Gründe seien neben der Sprache und den Rahmenbedingungen auch die Gehälter: „Es ist eigentlich ein Witz, dass wir mit angelsächsischen Spitzenuniversitäten oder auch nur der ETH Zürich konkurrieren sollen, aber nur Gehälter zahlen können, die weit unter denen der Konkurrenz liegen“, erklärte Eberhard Umbach und warb dringend für mehr unternehmerische Freiheiten.

Stellvertretend für den erkrankten Oberbürgermeister sprach Bürgermeister Harald Denecken. Das KIT gehe wissenschaftlich neue Wege und sei richtungsweisend. Die Stadt verfolge die Entwicklung mit großer Spannung. „Wir werden eine gute Lösung für den Campus finden“, so Denecken.

Zur akademischen Jahresfeier gehören auch Ehrungen: Der Rektor überreichte dem langjährigen Personalratsvorsitzenden der Universität, Joachim Krahl, die Verdienstmedaille. Krahl hatte sich bis zu seinem Ausscheiden 22 Jahre lang für die Belange der Mitarbeiter eingesetzt.

Neben den Doktorandenpreisen des Forschungszentrums wurde auch der mit 6000 Euro dotierte Otto Haxel-Preis des Freundeskreises des Forschungszentrums Karlsruhe e.V. verliehen. Er zeichnet wissenschaftliche und technische Leistungen aus, die wirksame Innovationen und damit wichtige Impulse für die Industrie erbringen oder erwarten lassen. Die Wahl fiel auf das Unternehmen Nanoscribe, einer Ausgründung des Instituts für Nanotechnologie. Die Preisträger sind Dr. Georg von Freymann, Martin Hermatschweiler, Michael Thiel und Professor Martin Wegener. Nanoscribe entwickelt und vertreibt Laserlithografiesysteme, mit denen man im Nano- und Mikrometermaßstab dreidimensionale Strukturen schaffen kann.

Den Festvortrag hielt Professor Volker Schulze, der am Institut für Werkstoffkunde I sowie am Institut für Produktionstechnik lehrt. Er sprach über die werkstoffkundlichen und fertigungstechnischen Herausforderungen bei der Weiterentwicklung von Klarinetten und machte die Auswirkungen auf deren Klang „hörbar“, indem er selbst zur Klarinette griff.

Im Karlsruher Institut für Technologie (KIT) schließen sich das Forschungszentrum Karlsruhe in der Helmholtz-Gemeinschaft und die Universität Karlsruhe zusammen. Damit wird eine Einrichtung international herausragender Forschung und Lehre in den Natur- und Ingenieurwissenschaften aufgebaut. Im KIT arbeiten insgesamt 8000 Beschäftigte mit einem jährlichen Budget von 700 Millionen Euro. Das KIT baut auf das Wissensdreieck Forschung – Lehre – Innovation.

Die Karlsruher Einrichtung ist ein führendes europäisches Energieforschungszentrum und spielt in den Nanowissenschaften eine weltweit sichtbare Rolle. KIT setzt neue Maßstäbe in der Lehre und Nachwuchsförderung und zieht Spitzenwissenschaftler aus aller Welt an. Zudem ist das KIT ein führender Innovationspartner für die Wirtschaft.

rl, lg, 08.11.2008
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