Favoriten machen Spiele langweilig

Sportliche Wettkämpfe sind bei gleichstarken Kontrahenten intensiver / Daraus lassen sich sowohl Schlüsse für Wettbewerbe im Sport als auch in der Wirtschaft ableiten.
Körperbetonte Spiele wie Handball sind ein gutes Modell für Wettbewerbe und deren Gestaltungsmöglichkeiten auch außerhalb des Sports. (Foto: Steindy / Wikimedia Commons)

Sportfans kennen das. Man schaut ein Spiel an, wirklich spannend will es aber nicht werden. Der Favorit ist allgemein bekannt, das zeigt sich auch im Verhalten der Teams – dem Spiel fehlt es an Spannung und Intensität. Ein Forscherteam unter Beteiligung des KIT untersuchte das Phänomen und belegt, dass sich die Heterogenität von Kontrahenten negativ auf die Intensität von Wettkämpfen auswirkt. Das ist auch für die Unternehmensführung interessant, um effizientere Wettbewerbe zu gestalten.

„Organisatoren von Sportveranstaltungen haben ein großes Interesse an spannenden und intensiven Wettkämpfen“, so Professorin Petra Nieken, Inhaberin des Lehrstuhls für Human Resource Management am KIT. „Wenn homogene, also gleich gute Kontrahenten gegeneinander antreten, wirkt sich das direkt auf die Intensität des Spiels aus."

Sport als Modell

Die Beachtung dieses Phänomens ist aber nicht nur für Sportveranstaltungen relevant. Viele Unternehmen organisieren ihre Mitarbeiter in Teams, die beispielsweise um gemeinsame Ressourcen konkurrieren. Hier lässt sich der Arbeitseinsatz häufig aber nicht so einfach beobachten. Die Arbeit der Wissenschaftler verfolgt somit zwei Ziele. Erstens könnten die Forschungsergebnisse die Organisation von spannenden und gewinnbringenden Sportveranstaltungen unterstützen. Zweitens dient der Sport auch als Modell für andersartige Wettbewerbe, beispielsweise um Rückschlüsse für die Unternehmensführung und die effiziente Gestaltung von Wettbewerbssituationen in Unternehmen zu ziehen.

Gemeinsam mit Dr. Johannes Berger von der Universität zu Köln analysierte Nieken in ihrer Studie alle 612 Ligaspiele der TOYOTA Handball-Bundesliga aus den Saisons 2006-2007 und 2007-2008 aus. Die Forscher werteten neben Angaben zu erzielten Toren, Austragungsort, Zuschauerzahlen und eingesetzten Schiedsrichtern auch die 2-Minuten-Zeitstrafen sowie die Wettquoten aus. Diese werden als Schlüsselvariablen zur Definition des Intensitäts- bzw. Heterogenitätsmaßes herangezogen.

Hilfreiche Erkenntnisse für Unternehmen

Die Studie kommt zu dem Ergebnis, dass die Heterogenität von Kontrahenten die Intensität eines Spiels senkt. Dies ist hauptsächlich auf das Spielverhalten des Favoriten zurückzuführen, der beispielsweise das Verletzungsrisiko verringern oder seine Kräfte für zukünftige Spiele einteilen möchte.

„Das Verständnis des Verhaltens von Favoriten und Außenseitern im Sport kann in Teilen auch auf Wettbewerbe zwischen und innerhalb von Unternehmen übertragen werden. Die Erkenntnisse aus dem Sport können hilfreich sein, um Wettbewerbe fairer und homogener zu gestalten. Letztlich führt ein fairer Wettbewerb, beispielsweise bei anstehenden Beförderungen, zu hohem Einsatz und höherer Mitarbeitermotivation“, fasst Nieken zusammen.

Weitere Informationen in der Pressemitteilung 143/2016.


gs, 18.10.2016