Presseinformation 022/2021

Einsparpotenzial: 55 000 Autokilometer pro Woche in der Region

Verkehrsexperten des KIT simulieren Möglichkeiten smarter Nutzung von öffentlichem Verkehr und Sharing-Angeboten in Karlsruhe
Ports sollen künftig unter anderem den Öffentlichen Verkehr noch besser mit Car- und Bikesharing-Angeboten verknüpfen. (Foto: Amadeus Bramsiepe, KIT)
Ports sollen künftig unter anderem den Öffentlichen Verkehr noch besser mit Car- und Bikesharing-Angeboten verknüpfen. (Foto: Amadeus Bramsiepe, KIT)

Öffentliche Verkehrsmittel wie Bus und Bahn mit individuellen und flexiblen Mobilitätsangeboten wie Carsharing oder Leihfahrrädern zu vernetzen, kann Karlsruhe vom Autoverkehr entlasten und umweltfreundlichen Verkehr fördern. Das haben Forschende des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) aufgrund von Verkehrsnachfragemodellen festgestellt. Mit dem System mobiTopp können die sie Verkehrsnachfrageprognosen für prinzipiell jede Stadt oder Region weltweit erstellen und dabei die Aktivitäten und Wege aller Einwohnerinnen und Einwohnern minutengenau abbilden.

Das Projekt regiomove schafft die organisatorischen, technischen und infrastrukturellen Voraussetzungen für die nahtlose Nutzung unterschiedlicher Mobilitätsangebote in der Region Karlsruhe. Per App können Bürgerinnen und Bürger genau die Verkehrsmittel auswählen, die optimal zu ihren Bedürfnissen und ihrer Route passen (zum Download unter www.regiomove.de). Dazu werden in der Region Verknüpfungspunkte, die regiomove-Ports, gebaut, die einen einfachen Wechsel der Verkehrsmittel erlauben. „Die App kann Karlsruhe vom Autoverkehr entlasten und dafür sorgen, dass umweltfreundliche, nachhaltige Verkehrsmittel, wie beispielsweise Bus, Bahn oder das Fahrrad, noch stärker genutzt werden“, sagt Dr. Martin Kagerbauer vom Institut für Verkehrswesen (IfV) des KIT. 

Die Verknüpfung der unterschiedlichen Verkehrsmittel passiere neben der App-Integration auch durch die physische Verknüpfung an den Ports, so Kagerbauer. Die Ports bieten neben Informationen vor allem die Möglichkeit, sich beim Umsteigen zwischen öffentlichem Verkehr, Car- und Bikesharing zu entscheiden sowie das eigene Fahrrad sicher abzustellen oder zu reparieren. In Zukunft sollen noch Taxis, Shuttles und E-Roller dazu kommen, ebenso Lade- und Parkmöglichkeiten für E-Autos. „An welchen Standorten die Ports die größte Wirkung entfalten, haben wir mit unserem Nachfragemodell mobiTopp für die gesamte Region Karlsruhe modelliert“, erklärt Kagerbauer.

Wöchentlich 2 000 Autofahrten weniger

Würden zum Beispiel in Karlsruhe und den Mittelzentren der Umgebung (Baden-Baden, Bretten, Bruchsal, Graben-Neudorf, Ettlingen, Rastatt, Bühl) Ports mit Anschluss an den öffentlichen Nahverkehr sowie an Car- und Bikesharing-Angebote errichtet, ließen sich in der Region 55 000 gefahrene Autokilometer pro Woche einsparen. Das entspricht in etwa der jährlichen Fahrleistung von 250 Autos. „Rund 2 000 Fahrten würden wöchentlich statt mit dem Auto zu Fuß, mit dem Rad, mit öffentlichen Verkehrsmitteln oder mittels Sharing-Angeboten zurückgelegt“, prognostiziert Kagerbauer. Die Anzahl der Bikesharing-Wege würde sich gar verdoppeln.

Neues Verkehrsnachfragemodell erlaubt genaueste Prognosen

Grundlage der Ergebnisse ist das vom IfV eigens entwickelte agentenbasierte Verkehrsnachfragemodell mobiTopp. mobiTopp modelliert mit Hilfe von sogenannten Agenten, die stellvertretend für jeden Einzelnen der rund eine Million Menschen stehen, die in der Region leben, die individuellen Aktivitäten und Wege auf die Minute genau. „Damit sind wir in der Lage, alle Wege, die in einer Region zurückgelegt werden, zu modellieren, samt den benutzten Verkehrsmitteln und den Wegezwecken“, erläutert Tim Wörle vom IfV. „Das Modell simuliert dabei das Verhalten der gesamten Bevölkerung über eine Woche.“ Für jede Person werde dabei in Abhängigkeit individueller Eigenschaften wie Alter und Beruf sowie Wohnort und Auto-Besitz durchgespielt, welche Aktivitäten und Wege wann durchgeführt würden. So entstehen Prognosen, die als Grundlage für Planung und weiteren Ausbau des öffentlichen Personennahverkehrs, die Reduzierung der Anzahl privater Autos in der Stadt und eben die partnerschaftliche Vernetzung von öffentlichem Verkehr, Carsharing, Bikesharing und weiteren Verkehrsmitteln zu einem starken Umweltverbund.

Das System mobiTopp kann Verkehrsnachfrageprognosen für prinzipiell jede Stadt oder Region weltweit liefern und dabei die Aktivitäten und Wege aller Einwohnerinnen und Einwohner abbilden.

Über regiomove

regiomove ist ein Leuchtturmprojekt im Rahmen der RegioWIN-Ausschreibung. Fördernehmer ist der Karlsruher Verkehrsverbund (KVV). Projektpartner sind neben dem KIT der Regionalverband Mittlerer Oberrhein, die Hochschule Karlsruhe – Technik und Wirtschaft, die INIT GmbH, Stadtmobil CarSharing, raumobil, die PTV Group, das FZI Forschungszentrum Informatik, ein Innovationspartner des KIT, der KVV sowie die Stadt Karlsruhe und das Landratsamt Rastatt. Der KVV erhält in den kommenden drei Jahren vom Land Baden-Württemberg und der Europäischen Union insgesamt rund 6,6 Millionen Euro. Davon sind etwa fünf Millionen Euro für Forschung und Entwicklung durch das Konsortium um das KIT vorgesehen. 1,5 Millionen Euro stehen für den Bau der Ports zur Verfügung.

Weitere Informationen: www.regiomove.de 

Als „Die Forschungsuniversität in der Helmholtz-Gemeinschaft“ schafft und vermittelt das KIT Wissen für Gesellschaft und Umwelt. Ziel ist es, zu den globalen Herausforderungen maßgebliche Beiträge in den Feldern Energie, Mobilität und Information zu leisten. Dazu arbeiten rund 10 000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf einer breiten disziplinären Basis in Natur-, Ingenieur-, Wirtschafts- sowie Geistes- und Sozialwissenschaften zusammen. Seine 22 800 Studierenden bereitet das KIT durch ein forschungsorientiertes universitäres Studium auf verantwortungsvolle Aufgaben in Gesellschaft, Wirtschaft und Wissenschaft vor. Die Innovationstätigkeit am KIT schlägt die Brücke zwischen Erkenntnis und Anwendung zum gesellschaftlichen Nutzen, wirtschaftlichen Wohlstand und Erhalt unserer natürlichen Lebensgrundlagen. Das KIT ist eine der deutschen Exzellenzuniversitäten.

mxe, 10.03.2021
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