Presseinformation 068/2015

Bioenergie am Oberrhein - Es ist noch Luft nach oben

KIT-koordiniertes Interreg-Projekt zur nachhaltigen Nutzung von Biomasse in der Oberrheinregion stellt Forschungsergebnisse und Leitfaden vor – Trinationale Konferenz am 26. Juni in Karlsruhe
Nach drei Jahren grenzüberschreitender Forschungsarbeit präsentiert das Projekt OUI Biomasse seine Ergebnisse in Karlsruhe. (Bild: KIT)
Nach drei Jahren grenzüberschreitender Forschungsarbeit präsentiert das Projekt OUI Biomasse seine Ergebnisse in Karlsruhe. (Bild: KIT)

Das trinationale vom KIT koordinierte Forschungsprojekt OUI Biomasse hat die Potenziale einer nachhaltigen Nutzung von Biomasse am Oberrhein untersucht und stellt am 26. Juni im Akademiehotel Karlsruhe seine Ergebnisse sowie einen Leitfaden für die künftige Entwicklung vor. Das Fazit der Forscher: Ein weiterer Ausbau der Biomasseproduktion ist wegen des weiteren Flächenbedarfs nur in begrenztem Umfang möglich. Großes Potenzial sehen die Forscher dagegen bei der Effizienzsteigerung. Ihre Empfehlung für die Oberrheinregion: Entwicklung effizienterer Technologien, verstärkte Mehrfachverwertung von Biomasse in der Nutzungskette sowie grenzüberschreitender Wissensaustausch.

 

Das Elsass in Frankreich, die Nordwestschweiz mit fünf Kantonen, große Teile Badens und die südliche Pfalz - sie alle sind Teil der geographisch eigenständigen Oberrheinregion. Hier stoßen drei Ländergrenzen aufeinander, hier leben fast 6 Millionen Franzosen, Schweizer und Deutsche in einem milden Klima, hier gibt es ausgedehnte Wälder und intensiv genutzte Äcker, Felder und Weiden. Für die Produktion von Biomasse – etwa in Form von Raps, Mais oder Holz – bietet die Oberrheinregion hervorragende Bedingungen. Mittels Verbrennung oder Vergärung lässt sich daraus Bioenergie – also Strom und Wärme – gewinnen, die erneuerbar ist und kaum mehr Kohlenstoff freisetzt, als zuvor beim Wachstum der Pflanzen gebunden wurde. Doch die Biomasseproduktion steht in Flächenkonkurrenz zum Anbau von Nahrungs- und Futtermitteln und wird unter anderem deshalb auch kritisch gesehen.

 

In der Oberrheinregion wird Biomasse schon heute intensiv zur Energiegewinnung genutzt, jedoch sind durchaus regionale Unterschiede vorhanden. Während im deutschen Teil vor allem auf Energiepflanzen in Form von Holz und Mais gesetzt wird, ist in der Schweiz die Gewinnung von Bioenergie aus organischen Abfällen weit verbreitet. Im Elsass ist der Anteil von Bioenergie im Vergleich zur Schweiz und Deutschland etwas geringer, da Frankreich nach wie vor stark auf Atomstrom setzt.

 

Trotz der gemeinsamen Geographie gab es bislang weder eine grenzüberschreitende Strategie zur nachhaltigen Biomassenutzung, noch ein etabliertes Netzwerk zur Umweltforschung für die gesamte Region. Das vom KIT koordinierte trinationale INTERREG-Projekt „Innovationen für eine nachhaltige Biomassenutzung in der Oberrheinregion“, kurz OUI Biomasse – hat sich zum Ziel gesetzt, genau diese Lücke zu füllen. Die Forscher der 19 Partnereinrichtungen aus allen drei Ländern haben sich der Frage gewidmet, wie sich die Bioenergiegewinnung am Oberrhein nachhaltig und umweltschonend weiterentwickeln lässt.

 

Ihre Ergebnisse sowie einen strategischen Leitfaden mit Empfehlungen für eine koordinierte Weiterentwicklung der Bioenergienutzung bis 2030 stellen die Partner auf der Projektabschlusskonferenz am 26. Juni im Akademiehotel Karlsruhe vor. Interessierte Medienvertreterinnen und -vertreter sind herzlich willkommen und können sich über das beiliegende Teilnahmeformular oder per E-Mail anmelden.

 

Ein ausführliches Programm der Veranstaltung finden Sie hier.

 

Ein zentrales Ergebnis der Forschungsarbeit: Ein weiterer Ausbau der für die Produktion von Biomasse benötigten Flächen ist in der bereits intensiv bewirtschafteten Oberrheinregion nur in begrenztem Umfang möglich. Weitere Steigerungen gingen auf Kosten geschützter oder für den Nahrungsmittelanbau genutzter Flächen und seien deshalb nicht empfehlenswert.

 

Großes Potenzial sehen die Forscher dagegen in der Effizienzsteigerung bei den unterschiedlichen Biomasseverwertungspfaden. Hier empfehlen sie einen starken Fokus auf die Entwicklung neuer Technologien sowie eine verbesserte auch mehrfache und stoffliche Verwertung besonders bei Abfällen. Beispielsweise sollten feuchte Haushaltsabfälle aus der Biotonne vor der Verbrennung oder Kompostierung verstärkt zur Biogasherstellung genutzt werden. Biogasanlagen kämpfen zudem häufig mit dem Problem, dass die vor Ort entstehende Wärme aufgrund fehlender Infrastruktur oder Nachfrage nicht genutzt werden kann und sich somit negativ auf die Energiebilanz auswirkt. Auch hier sehen die Forscher deshalb großes Potenzial zur Effizienzsteigerung. Darüber hinaus empfehlen sie einen intensiven Wissensaustausch sowie einen „Export“ bewährter Nutzungsmodelle und staatlicher Förderprogramme über die Grenzen hinweg. So könnten etwa die deutschen „Bioenergiedörfer“ oder die schweizerische „Energiestadt“ auch in den jeweiligen Nachbarländern probeweise zum Einsatz kommen.

 

Nach der Abschlusskonferenz und der Vorstellung des Leitfadens werden die Projektpartner die bereits aufgebauten trinationalen Kontakte in das Oberrheinische Cluster für Nachhaltigkeitsforschung einbringen. Entsprechende EU-Förderanträge sind bereits in Arbeit. Auf diese Weise ist gewährleistet, dass die Forschungsarbeit auch nach Projektabschluss weitergeht und die im Leitfaden formulierte Strategie fortentwickelt, an die Akteure in Politik, Wirtschaft und Öffentlichkeit transferiert und schließlich auch umgesetzt werden kann.

 

Das dreijährige Projekt „OUI Biomasse“ läuft Ende Juni 2015 aus. Es wurde als eines von sieben Leuchtturmprojekten der Wissenschaftsoffensive unter anderem im „INTERREG IV Oberrhein" Programm zur Förderung der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit im Oberrheingebiet gefördert.

 

Als „Die Forschungsuniversität in der Helmholtz-Gemeinschaft“ schafft und vermittelt das KIT Wissen für Gesellschaft und Umwelt. Ziel ist es, zu den globalen Herausforderungen maßgebliche Beiträge in den Feldern Energie, Mobilität und Information zu leisten. Dazu arbeiten rund 10 000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf einer breiten disziplinären Basis in Natur-, Ingenieur-, Wirtschafts- sowie Geistes- und Sozialwissenschaften zusammen. Seine 22 800 Studierenden bereitet das KIT durch ein forschungsorientiertes universitäres Studium auf verantwortungsvolle Aufgaben in Gesellschaft, Wirtschaft und Wissenschaft vor. Die Innovationstätigkeit am KIT schlägt die Brücke zwischen Erkenntnis und Anwendung zum gesellschaftlichen Nutzen, wirtschaftlichen Wohlstand und Erhalt unserer natürlichen Lebensgrundlagen. Das KIT ist eine der deutschen Exzellenzuniversitäten.

ne, 22.06.2015
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