Atmosphärenforschung: Infrastruktur als Werkzeug gegen den Klimawandel

Größte standortübergreifende Infrastruktur für die Atmosphärenforschung nun weltweit durch EU-Verordnung offiziell anerkannt
Laserradar-System an der Umweltforschungsstation Schneefernerhaus bei Garmisch-Partenkirchen Markus Neumann
Mit Laserradar-Systemen messen die Forschenden des KIT die Zusammensetzung der Atmosphäre. (Foto: Markus Neumann)

Um Klimawandel und Luftverschmutzung besser zu verstehen, benötigt es ausreichend Daten über kurzlebige atmosphärische Bestandteile wie Aerosole, Wolken oder Spurengase. Diese Daten liefert die Forschungsinfrastruktur ACTRIS (Aerosol, Clouds and Trace Gases Research Infrastructure), an der auch das Karlsruher Institut für Technologie (KIT) beteiligt ist. Dadurch sind zuverlässige Vorhersagen wie kurzfristige Wetter- und Gesundheitswarnungen oder Prognosen zu den langfristigen Auswirkungen des Klimawandels möglich. Die Europäische Kommission hat ACTRIS nun mit der Anerkennung als europäische Forschungsinfrastruktur für die Atmosphärenforschung den ERIC-Status verliehen. Dieser gibt ACTRIS eine stabile rechtliche Struktur, die den länderübergreifenden Betrieb langfristig ermöglicht.

Präzise und langfristige Messdaten zur Verteilung von Aerosolen

ACTRIS erhebt bereits seit über einem Jahrzehnt Beobachtungsdaten an mehr als 80 Standorten. Die Messungen bieten Einblicke in die Wirksamkeit von Emissions-Minderungsmaßnahmen in Europa und zeigen die komplexen Rückkopplungsmechanismen auf, die im Klimasystem wirken.

„Am KIT erfassen wir mit bereits etablierter Infrastruktur wie Infrarot- und Laserradar-Systemen, also bodengebundener Fernerkundung, Datensätze für Spurengase, Aerosole und Wolken über längere Zeiträume. Außerdem untersuchen wir Prozesse der Wolkenbildung mit der Atmosphärensimulationskammer AIDA und der mobilen Plattform KIT-Cube“, sagt Ottmar Möhler vom Institut für Meteorologie und Klimaforschung des KIT. „Mit dem ERIC-Status können wir die bestehende Infrastruktur als Bestandteil von ACTRIS weiter ausbauen und langfristig betreiben.“ Außerdem ermögliche er, ein neues europäisches Zentrum am KIT zu implementieren. Dieses werde die ACTRIS-Partner dabei unterstützen, Parameter zu messen, die für die Wolkenbildung relevant sind, um so zur Verbesserung künftiger Klima- und Wetterprognosen beizutragen.

swi, 03.05.2023