Ein Fünftel aller Lebensmittel wird verschwendet

Klimaforscher am KIT untersuchen in einer internationalen Studie das weltweite Nahrungsmittelsystem und identifizieren Überernährung und „Wegwerfgesellschaft“ als Faktoren für Umweltschädigung und Lebensmittelverschwendung.
Fast die Hälfte des weltweit geernteten Getreides geht durch Überernährung, Verschwendung und ineffiziente Produktionsprozesse verloren. (Foto: Markus Breig, KIT)

39 Prozent der Erwachsenen weltweit sind übergewichtig – Tendenz steigend, so die Weltgesundheitsorganisation (WHO). Gleichzeitig hungern 795 Millionen Menschen. Trotzdem landen fast 20 Prozent der weltweit verfügbaren Nahrungsmittel im Müll, und das allein durch Überernährung und Verschwendung: Das ist das Ergebnis einer internationalen Studie, an der auch Klimaforscher des KIT beteiligt waren.

Die Studie zeigt, dass sowohl die Produktion als auch der Konsum wesentliche Aspekte für die Entwicklung nachhaltiger Nahrungssysteme sind. Um einen sicheren Zugang zu bezahlbaren und nahrhaften Lebensmitteln zu ermöglichen und Umweltschäden vorzubeugen müssen diese Verluste reduziert werden. 

Um das Ausmaß der Verluste zu beziffern, haben Geowissenschaftler und Klimaforscher aus Großbritannien, Deutschland und Australien das weltweite Nahrungsmittelsystem auf allen Stufen untersucht – von Getreideanbau und -ernte bis hin zum Konsum. Dafür haben sie vor allem Daten der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen ausgewertet. Demnach geht fast die Hälfte des weltweit geernteten Getreides, nämlich 2,1 Milliarden Tonnen, durch Überernährung, Verschwendung und – bevor es überhaupt beim Konsumenten ankommt – ineffiziente Produktionsprozesse verloren.

Die Nachfrage nach Nahrungsmitteln wie Fleisch und Milchprodukte zu bedienen, könne auch Umweltschäden zur Folge haben, indem der Treibhausgas-Ausstoß steigt, Trinkwasservorräte geringer werden und die Artenvielfalt abnimmt. Maßnahmen gegen diesen Trend können sein, Menschen dazu zu ermuntern, weniger Tierprodukte zu essen, weniger Lebensmittel wegzuwerfen und nicht deutlich mehr zu essen, als der Körper benötigt.

Finanziert wurde die Untersuchung über das EU-Projekt LUC4C, welches das KIT koordiniert. Veröffentlicht ist sie in der Fachzeitschrift Agricultural Systems.

Ausführliche Informationen in der Presseinformation 035/2017.



le, 16.03.2017