200 Jahre Pioniergeist: Die Väter der modernen Kommunikationstechnologie
Die Entdeckungen und Entwicklungen von Heinrich Hertz und Ferdinand Braun haben den Weg für die moderne Kommunikationstechnologie geebnet, ohne ihre Pionierarbeit wäre unsere Welt nicht vernetzt. Hertz lehrte von 1885 bis 1889 an der Technischen Hochschule Karlsruhe, einer Vorgängereinrichtung des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT). Mit seinen Experimenten zu elektromagnetischen Wellen legte er den Grundstein für die drahtlose Kommunikation. Hertz bewies, dass elektromagnetische Wellen existieren und sich ähnlich wie Lichtwellen verhalten.
Diese Entdeckung war revolutionär und bildete die Basis für die Entwicklung der Funktechnik. Hertz selbst dachte nicht an eine praktische Anwendung seiner Entdeckungen, doch nur wenige Jahre nach seinem frühen Tod im Jahr 1894 gab es schon regelmäßige Funkdienste über weite Strecken – sogar über den Atlantik.
Fun Fact: Heinrich Hertz war beim Ruf aus Karlsruhe skeptisch. So erschien dem gebürtigen Hamburger die badische Hauptstadt mit damals 60 000 Einwohnerinnen und Einwohnern ziemlich provinziell. Auch unterschied sich das Polytechnikum in seinen Augen sehr von einer Universität: weniger Zeit für Forschung und einer schwachen akademische Reputation stand allerdings nicht nur die älteste technische Lehranstalt Deutschlands gegenüber, sondern auch eine der führenden. Hertz‘ Bedenken lösten sich schließlich beim Anblick des hervorragend ausgestatteten Laboratoriums in Wohlgefallen auf, war diese an den Polytechnika und Technischen Hochschulen in den 1880er-Jahren den Universitäten doch oft überlegen.
Ferdinand Braun, Hertz´ Vorgänger auf dem Lehrstuhl für Physik, wirkte 1883 bis 1885 in Karlsruhe. Die nach ihm benannte Elektronenröhre, die das Fernsehen und Rasterelektronenmikroskope möglich machte, entwickelte er zwar anderswo, doch verschrieb sich Braun später ganz dem Vorhaben, Hertz´ Erkenntnisse technisch nutzbar zu machen. Angeregt durch die Erfolge des italienischen Physikers Guglielmo Marconi, der mit elektromagnetischen Wellen Nachrichten übertrug, verbesserte Braun das System zur Abstimmung der Frequenz von Sender und Empfänger. Diese Fortschritte führten zur drahtlosen Übertragung von Signalen über immer größere Entfernungen, bis hin zur ersten transatlantischen Funkübertragung im Jahr 1901.
Die Geschichte von Hertz und Braun zeigt, wie wissenschaftliche Entdeckungen die Welt verändern können. Ihre Arbeit ist ein beeindruckendes Beispiel für die Bedeutung der Grundlagenforschung und ihre langfristigen Auswirkungen auf unsere Gesellschaft.
mex, 15.05.2025
Über 200 Seiten Durchblick
Neugierig geworden? Mehr über die aufregende Geschichte des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) und seine prägenden Persönlichkeiten erfahren Sie in der umfassenden KIT History, die Sie im KIT-Shop bestellen können.
Verpassen Sie auch nicht die 200 Jahre-Website des KIT, die ständig aktuell über das Jubiläumsprogramm mit einer Vielzahl von Ausstellungen, Experimenten, Besichtigungen, multimedialen Erlebnissen, Festveranstaltungen und anderen spannenden Formaten informiert.
Fotos:
Fotocollage Ferdinand Braun / Heinrich Hertz:
Ferdinand Braun (1850-1918) nutzte die von Heinrich Hertz entdeckten elektromagnetischen Wellen für die drahtlose Kommunikation. 1909 erhielt er den Physiknobelpreis für seine Beiträge zur Funktechnik. Copyright: Wikimedia Commons
Heinrich Hertz (1857-1894) bewies die Existenz elektromagnetischer Wellen, was die Grundlage für die moderne Funktechnik legte. Copyright: Karl Bauer, „Heinrich Hertz (Prof. für Physik, *1857, +1894), Bruststück in Dreiviertelvorderansicht“, 1890, KIT Archiv
Foto Versuchsanordnung:
Heinrich Hertz' Versuchsanordnung zum Nachweis elektromagnetischer Wellen: Der Physiker verwendete zwei Spulen, die er zu Rechtecken formte und an einer Seite durchtrennte. Eine Spule schloss er an den Rühmkorff an, wodurch Funken über die Lücke sprangen. Copyright: Unbekannt, „Von Heinrich Hertz (Prof. für Physik, *1857, +1894) konstruierter UKW-Sender– Versuchsanordnung“, 1886, KIT Archiv