Fünf frühere KIT-Wissenschaftler erhalten Karl-Wirtz-Preis 2010

Der Preis ging in diesem Jahr an fünf junge Wissenschaftler, die in den Jahren 2008 und 2009 am KIT promoviert haben und inzwischen alle erfolgreich in die Industrie gewechselt sind.
Dr. Steffen Himmel, Dr. Kai Fischer, Dr. Tino Ortega Gomez, Dr. Alexander Wank und Dr. Lanfranco Monti

Kai Fischer, Steffen Himmel, Tino Ortega Gomez, Alexander Wank und Lanfranco Monti erhielten den Preis für ihre herausragenden Forschungsarbeiten zum so genannten High Performance Light Water Reactor, einem innovativen Leichtwasserreaktor der Vierten Generation.

Am Institut für Kern- und Energietechnik des KIT (Leiter: Professor Dr. Thomas Schulenberg) arbeiteten die fünf Wissenschaftler in der Abteilung Kraftwerkstechnik unter Leitung von Dr. Jörg Starflinger. Während ihrer eigenen Promotionsarbeit haben sie insgesamt 23 Studien-, Diplom- und Masterarbeiten von Studenten des KIT zu diesem Thema betreut. Die Entwicklung eines neuen Reaktors ist ein anwendungsorientiertes Querschnittsthema der Kerntechnik, das alle Disziplinen einer kerntechnischen Ausbildung, wie Neutronenphysik, Strömungsmechanik, Festigkeitslehre, Werkstofftechnik, Messtechnik oder Sicherheitsanalysen umfasst.

Das Team hatte sich selbst in Zeiten öffentlicher Kritik an der Kerntechnik der Aufgabe und Herausforderung gestellt, die weitere Zukunft der Leichtwasserreaktor-Technologie vorzubereiten. Unter Anleitung erfahrener Ingenieure der AREVA NP und in Zusammenarbeit mit Partnern in Europa, Japan, Kanada und Südkorea gelang es dem Team in nur vier Jahren, ein Reaktorkonzept auszuarbeiten und bis ins Detail durchzurechnen, das weit über den heutigen Stand der Technik hinaus geht. Die Arbeiten sind Teil des Projekts Generation IV, das im KIT zum Programm Nukleare Sicherheitsforschung unter Leitung von Dr. Joachim Knebel gehört.

Im Rahmen des Generation IV International Forums werden unter der Bezeichnung Supercritical Water Cooled Reactor in Japan, Südkorea, Kanada und Europa zur Zeit Konzepte entwickelt und bewertet, um diese Technologie für die Vierte Generation von Leichtwasserreaktoren anwendbar zu machen. Als Beitrag zum 6. Rahmenprogramm der europäischen Kommission hat sich ein europäisches Konsortium das Ziel gesetzt, gemeinsam konstruktive Lösungsvorschläge für einen derartigen Reaktortyp zu erarbeiten und Technologien bereitzustellen, um gegebenenfalls eine spätere Entwicklung dieses Reaktors zu ermöglichen. Unter der Bezeichnung High Performance Light Water Reactor (HPLWR) erarbeiten und bewerten dort zehn Partner aus acht europäischen Nationen innovative Reaktorkonzepte, die Teil eines geschlossenen Brennstoffkreislaufs sind.

Foto (
von links nach rechts): Dr. Steffen Himmel, Dr. Kai Fischer, Dr. Tino Ortega Gomez, Dr. Alexander Wank und Dr. Lanfranco Monti.


Über den Karl-Wirtz-Preis:


Zur Förderung des wissenschaftlich-technischen Nachwuchses auf dem Gebiet der Kerntechnik oder verwandter Disziplinen hat die Kerntechnische Gesellschaft 1993 den Karl-Wirtz-Preis gestiftet. Der Preis wird in der Regel alle drei Jahre für herausragende wissenschaftliche Leistungen aus dem Bereich Kerntechnik oder verwandter Disziplinen verliehen. Er trägt den Namen von Professor Dr. Karl Wirtz (1910 bis 1994), der als Pionier und Gründervater für die friedliche Nutzung der Kernenergie in Deutschland gilt.

Wirtz leitete ab 1957 das Institut für Neutronenphysik und Reaktortechnik im früheren Kernforschungszentrum Karlsruhe, einer Vorläuferinstitution des KIT. Er war für die Planungen zum Forschungsreaktor 2 verantwortlich, dem ersten Kernreaktor, der in Deutschland nach eigenem Konzept und in eigener Verantwortung gebaut wurde.