Karlsruher Tusculum: Ciceros Freund Atticus – wie man mit Bildung überlebt (oder nicht?) „Tusculum“ nannte der römische Staatsmann, Rhetoriker und Philosoph Marcus Tullius Cicero sein Landhaus bei Rom, Tuskulanische Gespräche hieß seine Einführung in die Philosophie für die gebildeten Kreise Roms. Das „Karlsruher Tusculum“ bietet einen Rückblick auf die lebendigen Grundlagen des europäischen Kulturlebens: auf Aspekte der klassischen Antike, die bis heute als Vorbild und Quelle der Inspiration dienen. Der Lektürekurs begibt sich auf Entdeckungsreise auf den Spuren der lateinischen Sprache zu den Wurzeln unserer Kultur. Anhand ausgewählter Originaltexte römischer Autoren werden verschiedene Einblicke in Aspekte der römischen Kultur eröffnet, wie Ethnologie, Geschichtsschreibung, Philosophie, Mythologie und Alltagsleben.
Jedem Termin wird ein beispielhafter Text zugrunde gelegt, der sprachlich erschlossen und inhaltlich vertieft wird. Autoren und Themen geben einen Eindruck von der Spannweite römischen Geisteslebens. Daneben werden Grundlagen der Sprachstruktur, Bedeutung elementarer Grammatikformen und eine einfach nachvollziehbare Methodik der Übersetzung vermittelt.
Atticus überlebte die blutige Diktatur Sullas, den Bürgerkrieg Cäsars und den wechselvollen Machtkampf zwischen Antonius und Octavian (Augustus). Cicero hingegen, sein lebenslanger enger Freund, wurde am Ende seiner politischen Laufbahn ermordet. Beide teilten die Bewunderung für griechische Kultur, Philosophie und Bildung: der eine galt als Epikureer, der andere bekannte sich zur Skepsis der Akademie Platons. Beide stammten aus wohlbegüterten Familien und folgten in ihrer Lebensführung hohen moralischen Standards. – Wann und wie hilft Bildung beim Überleben in Krisenzeiten – oder schadet sie womöglich gar? Antworten auf diese Fragen lassen sich in der Schrift des römischen Biographen Cornelius Nepos finden, der mit Cicero und Atticus persönlich bekannt und befreundet war. – Textkritische Lektüre mit kulturgeschichtlichen Anmerkungen zur Zeit des Untergangs der Römischen Republik. Im Seminar werden, anhand einer gründlichen Texterschließung, kulturgeschichtliche Bezüge vergleichend diskutiert.
Lat. Originaltext, dt. Arbeitsübersetzungen, Worterklärungen werden zur Verfügung gestellt. Zugleich eine Übung in „Realpolitik“ und interkultureller Sprachkompetenz.
Texte, ausführliches Vokabelverzeichnis und kommentierte Übersetzung werden zur Verfügung gestellt
Lernziele: Antike römische Kulturgeschichte, Lektüre lateinischer Originaltexte, Einführung in die lateinische Sprachstruktur und Übersetzungsmethodik, interkulturell, historisch und transdisziplinär vergleichende Kulturwissenschaft
Anmeldung: https://plus.campus.kit.edu/signmeup/procedures/5213
Für KIT-Angehörige ist die Teilnahme frei. Gasthörende sind sehr willkommen und beachten bitte folgende Hinweise.
Beginn Fr., 24.10.2025, 17:30 - 19:00 (9 Termine)
Wolfgang Petroll, Lehrbeauftragter für Medienästhetik