Presseinformation 033/2025

Kulturpflanzen: Genschalter macht Zuckerhirse salztolerant

Forschende des KIT klären Zuckeransammlung in der Sorghumhirse unter salzigen Bedingungen auf: Gen SWEET13 lenkt Saccharose in die Körner
Versuch mit Sorghumhirsepflanzen an der Versuchsanstalt des Joseph Gottlieb Kölreuter Instituts für Pflanzenwissenschaften (JKIP) des KIT. (Foto: Maren Riemann, KIT)
Versuch mit Sorghumhirsepflanzen an der Versuchsanstalt des Joseph Gottlieb Kölreuter Instituts für Pflanzenwissenschaften (JKIP) des KIT. (Foto: Maren Riemann, KIT)

Sorghumhirse gilt als Kulturpflanze der Zukunft: Sie baut besonders viel Biomasse auf und gedeiht auch unter harschen Bedingungen. Bestimmte Sorten bilden auf salzigen Böden sogar mehr Zucker. Diese salzstress-bedingte Zuckeransammlung haben nun Forschende des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) in einem internationalen Team genauer untersucht und festgestellt, dass der Genschalter SWEET13 den Zucker in die Körner lenkt. Durch Züchtung lässt sich SWEET13 in verschiedene Sorten der Sorghumhirse einkreuzen, um zur Ernährungssicherheit beizutragen. Über ihre Ergebnisse berichten die Forschenden in der Fachzeitschrift Scientific Reports (DOI: 10.1038/s41598-025-90432-2).

Das Wachstum der Weltbevölkerung und den damit verbundenen steigenden Bedarf an Nahrungsmitteln, Rohstoffen und Energie erfordert, dass die Produktivität von Pflanzen, besonders von Getreide, erheblich zunimmt. Die Auswirkungen des Klimawandels erschweren dies allerdings zunehmend. Neben Hitze und Trockenheit setzt auch der Salzgehalt des Bodens die Pflanzen unter Stress. Denn durch den Anstieg der Meeresspiegel versalzen immer mehr fruchtbare Böden. Eine Lösung könnten Kulturpflanzen sein, die einerseits besonders viel Biomasse aufbauen und andererseits auch auf salzigen Böden gut gedeihen. 

Die Arbeitsgruppe Molekulare Zellbiologie unter Leitung von Professor Peter Nick am Joseph Gottlieb Kölreuter Institut für Pflanzenwissenschaften (JKIP) des KIT befasst sich seit einigen Jahren mit Sorghumhirse, einer Hirseart aus der Gattung Sorghum in der Familie der Süßgräser. Die zuckerreichen Sorten werden als Zuckerhirse bezeichnet. Sorghumhirse gehört zu den Pflanzen, die besonders effizient Photosynthese betreiben, daher Kohlendioxid (CO2) besser binden und mehr Biomasse aufbauen als andere Pflanzen. In früheren Forschungsarbeiten entwickelte der syrische Wissenschaftler Dr. Adnan Kanbar am KIT eine neue Zuckerhirsesorte, die besonders viel Zucker ansammelt und sich zur Herstellung von Biogas und Biokraftstoffen sowie zur Produktion neuer Polymere verwenden lässt. 
 
Bestimmte Sorten bilden unter salzigen Bedingungen mehr Zucker 
 
Weitere Forschungen zeigen, dass Sorghumhirse, eine uralte Kulturpflanze aus dem Sudan, auch unter harschen Bedingungen gedeiht. „Bestimmte Sorghumhirse-Sorten kommen mit Salz nicht nur gut zurecht, sondern bilden unter salzigen Bedingungen sogar mehr Zucker“, sagt Nick. „Manche dieser Sorten speichern den Zucker im Stängel, was sie für eine energetische Nutzung, das heißt für die Herstellung von Biokraftstoffen interessant macht. Andere speichern den Zucker in den Samen, sodass sie zur menschlichen Ernährung beitragen können.“

Ähren zwei unterschiedlicher Sorten Zuckerhirse nach Anzucht unter Salzstress. Oben: Sorte „Della“,
die aufgrund einer weniger aktiven Variante des Gens SWEET13 weniger Ressourcen in die
Samen verschiebt. Unten: Syrische Landsorte „Razinieh“, die mit einem ​​​​​salzaktivierten
SWEET13-Allel versehen ist und daher mehr Kohlenhydrate in den Samen speichert. (Foto: KIT)


Genschalter SWEET13 lenkt Saccharose in die Körner 
 
Diese durch Salzstress bedingte Zuckeransammlung und die unterschiedliche Zuckerspeicherung in der Sorghumhirse hat eine Gruppe von Forschenden um Dr. Eman Abuslima aus Ägypten, die ihre Promotion in der Arbeitsgruppe Molekulare Zellbiologie am JKIP des KIT absolvierte, untersucht. Sie fanden heraus, dass das Gen SWEET13 über den Zuckertransport entscheidet. „SWEET13 funktioniert wie ein Schalter, der dafür sorgt, dass die durch Photosynthese gebildete Saccharose in die Körner der Pflanze geleitet wird“, erklärt Abuslima. In der alten syrischen Sorghumhirse-Sorte Razinieh fanden die Forschenden eine besonders aktive Version von SWEET13. Durch Züchtung lässt sich dieser Genschalter in andere Sorten einkreuzen. Dabei hilft eine Polymerase-Kettenreaktion (PCR), die Nachkommen mit der richtigen Variante bereits im Keimlingsstadium zu identifizieren. „Dieses molekulare Wissen kann dazu beitragen, die menschliche Ernährung in von Bodenversalzung betroffenen Gebieten zu sichern“, so Peter Nick. Das Nildelta, Bangladesch, Vietnam, aber auch der Süden Italiens hätten schon heute mit dem Problem Salzstress zu kämpfen.

Über ihre Ergebnisse berichten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, unter ihnen Forschende vom Institut für Angewandte Geowissenschaften des KIT, von der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg sowie von Forschungseinrichtungen in Ägypten, Syrien und den USA, in der Fachzeitschrift Scientific Reports. 

Originalpublikation
Eman Abuslima, Adnan Kanbar, Ahmed Ismail, Manish L. Raorane, Elisabeth Eiche, Islam El-Sharkawy, Björn H. Junker, Michael Riemann & Peter Nick: Salt stress-induced remodeling of sugar transport: a role for promoter alleles of SWEET13. Scientific Reports, 2025. DOI: 10.1038/s41598-025-90432-2 

Zur Presseinformation „Zuckerhirse: Süßes Versprechen für die Umwelt“

Im Dialog mit der Gesellschaft entwickelt das KIT Lösungen für große Herausforderungen – von Klimawandel, Energiewende und nachhaltigem Umgang mit natürlichen Ressourcen bis hin zu Künstlicher Intelligenz, technologischer Souveränität und demografischem Wandel. Als Die Universität in der Helmholtz-Gemeinschaft vereint das KIT wissenschaftliche Exzellenz vom Erkenntnisgewinn bis zur Anwendungsorientierung unter einem Dach – und ist damit in einer einzigartigen Position, diese Transformation voranzutreiben. Damit bietet das KIT als Exzellenzuniversität seinen mehr als 10 000 Mitarbeitenden sowie seinen 22 800 Studierenden herausragende Möglichkeiten, eine nachhaltige und resiliente Zukunft zu gestalten. KIT – Science for Impact.

or, 22.04.2025

 

Christian Könemann
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