Presseinformation 030/2023

Photovoltaik: Energieversorgung mit Durchblick

KIT entwickelt hocheffiziente, semitransparente organische Solarzellen
Im Forschungsprojekt SEMTRASOL werden am KIT hocheffiziente, semitransparente organische Solarzellen entwickelt (Foto: KIT)
Im Forschungsprojekt SEMTRASOL werden am KIT hocheffiziente, semitransparente organische Solarzellen entwickelt (Foto: KIT)

Ob auf Glasflächen von Gebäuden, Gewächshäusern oder Fahrzeugen – mit semitransparenter Photovoltaik könnten für eine klimafreundliche Energieversorgung nutzbare Flächen deutlich vergrößert werden. Im Forschungsprojekt SEMTRASOL entwickeln Forschende des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) dafür Solarzellen mit präzise einstellbaren Absorptionseigenschaften und hohem Wirkungsgrad.

Organische Solarzellen sind nicht nur leicht, ungiftig, unabhängig von seltenen Rohstoffen und können preisgünstig sowie großflächig gedruckt werden. Im Vergleich zu anderen Photovoltaik-Technologien haben sie eine weitere herausragende Eigenschaft: Sie können semitransparent hergestellt werden, was viele neue Anwendungen ermöglicht. Während Silizium-Photovoltaik heute allgegenwärtig zur Energiegewinnung eingesetzt wird, wurde der Nutzen von organischen Solarzellen bisher weit unterschätzt. „So ist auch der große Durchbruch auf dem Markt bislang ausgeblieben,“ sagt Dr. Christian Sprau vom Lichttechnischen Institut des KIT. Mit seiner gerade gestarteten Forschungsgruppe und dem Forschungsprojekt SEMTRASOL will er das ändern: „Mit neuen Materialkonzepten und neuesten organischen Halbleitern gelingt es heute immer besser, die Absorptionseigenschaften organischer Solarzellen präzise zu steuern und einen hohen anwendungsspezifischen Wirkungsgrad zu erzielen.“ Dadurch werde etwa hocheffiziente Photovoltaik auf Glasfronten denkbar, die nicht weiter ins Auge fällt.

Einsatz auf Fensterfronten oder in der Landwirtschaft

Organische Solarzellen nutzen kohlenstoffbasierte Halbleiter, die sich typischerweise durch schmalbandige Absorptionsbereiche auszeichnen. Dank der Entwicklung neuartiger Akzeptoren, also die Elektronen aufnehmenden Moleküle in der lichtabsorbierenden Schicht in einer Solarzelle, können sie im Labor heute Wirkungsgrade von bis zu 20 Prozent erreichen. Durch die Vielzahl dieser neuen Materialien und in Kombination mit gezieltem Bauelementdesign ist es möglich, mit einer semitransparenten Solarzelle einstrahlendes Licht in genau definierten spektralen Bereichen zu absorbieren. So ließen sich künftig Flächen mehrfach nutzen, erläutert Sprau: „In der Agrivoltaik beispielsweise müssen lediglich die zum Wachstum notwendigen Wellenlängen die Pflanzen erreichen, wohingegen sie vor anderen spektralen Anteilen des Lichts geschützt und so vor dem Austrocknen bewahrt werden können. Die Fensterfront eines Hochhauses wiederum muss nur das Licht passieren lassen, welches das menschliche Auge als Helligkeit wahrnimmt. In beiden Fällen lassen sich gleichzeitig mit den ungenutzten Anteilen des Sonnenlichts hohe Energieernten erzielen.“

Booster für eine beschleunigte Energiewende

Nach Einschätzung des Forschungsteams am KIT wird eine doppelte Flächennutzung durch Photovoltaik eine wichtige Rolle spielen, damit Deutschland und Europa die Klimaneutralität rechtzeitig erreichen können. Die technologischen Voraussetzungen seien erfüllt, mit SEMTRASOL wolle man sie nun miteinander kombinieren. „Konkrete Ziele sind das Maßschneidern der Transparenz, eine druck- und skalierbare Bauelementarchitektur, die Verwendung neuester Materialien und eine umweltfreundliche Herstellung“, erläutert Sprau. „Trivial ist das nicht, aber ich bin davon überzeugt, dass semitransparente Solarzellen in nicht allzu ferner Zukunft ganz selbstverständlich zu unserem Alltag gehören werden.“ (mhe)

Über SEMTRASOL

Das Forschungsprojekt SEMTRASOL (steht für: Druckbare semitransparente organische Solarzellen für Photovoltaikflächen der Zukunft) läuft am Materialwissenschaftlichen Zentrum für Energiesysteme und am Lichttechnischen Institut des KIT. Die Vector Stiftung fördert die Forschungsarbeiten im Rahmen des Nachwuchsgruppenprogramms „MINT für die Umwelt“ mit einer Million Euro für vier Jahre.

Weitere Informationen: https://www.lti.kit.edu/opv

Details zum KIT-Zentrum Energie: https://www.energie.kit.edu/

Als „Die Forschungsuniversität in der Helmholtz-Gemeinschaft“ schafft und vermittelt das KIT Wissen für Gesellschaft und Umwelt. Ziel ist es, zu den globalen Herausforderungen maßgebliche Beiträge in den Feldern Energie, Mobilität und Information zu leisten. Dazu arbeiten rund 10 000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf einer breiten disziplinären Basis in Natur-, Ingenieur-, Wirtschafts- sowie Geistes- und Sozialwissenschaften zusammen. Seine 22 800 Studierenden bereitet das KIT durch ein forschungsorientiertes universitäres Studium auf verantwortungsvolle Aufgaben in Gesellschaft, Wirtschaft und Wissenschaft vor. Die Innovationstätigkeit am KIT schlägt die Brücke zwischen Erkenntnis und Anwendung zum gesellschaftlichen Nutzen, wirtschaftlichen Wohlstand und Erhalt unserer natürlichen Lebensgrundlagen. Das KIT ist eine der deutschen Exzellenzuniversitäten.

mhe, 27.04.2023
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