Presseinformation 039/2022

Kleine Anpassungen, große Wirkung: Forschende untersuchen Potenziale des ÖPNV der Zukunft

Sharing- und Pooling-Angebote können den öffentlichen Verkehr fördern und den Autoverkehr vermindern
Pooling- und Sharing-Angebote, zum Beispiel für Fahrräder, können laut Forschenden des KIT den öffentlichen Verkehr fördern. (Foto: Amadeus Bramsiepe, KIT)
Pooling- und Sharing-Angebote, zum Beispiel für Fahrräder, können laut Forschenden des KIT den öffentlichen Verkehr fördern. (Foto: Amadeus Bramsiepe, KIT)

Individuell und zu jeder Zeit mobil – auch ohne eigenes Auto. Damit das möglich wird, kooperieren Verkehrsbetriebe mit Anbietern neuer Mobilitätsformen wie Bikesharing, Carsharing oder Ridepooling. Wie das öffentliche Mobilitätsangebot der Zukunft in der Region Karlsruhe aussehen sollte, damit es den Bedürfnissen der Bürgerinnen und Bürger optimal gerecht wird, haben Forschende des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) untersucht. Ergebnis: Sind Pooling- und Sharing-Dienste flächendeckend verfügbar und wird der öffentliche Personennahverkehr (ÖPNV) weiter verbessert, profitieren beide – und verringern damit den Autoverkehr.

„Jeder eingesparte Kilometer im Autoverkehr hilft in Zeiten von Klimawandel, hohen Spritpreisen und angestrebter Unabhängigkeit von ausländischen Energielieferungen. In der Kombination von öffentlichen mit anderen Verkehrsmitteln stecken gute Einsparpotenziale“, sagt Dr. Martin Kagerbauer vom Institut für Verkehrswesen (IfV) des KIT. Im Projekt „regiomove“ schafft der Karlsruher Verkehrsverbund (KVV) eine Vernetzung der unterschiedlichen Mobilitätsangebote digital über eine App und in Form von Mobilitätshubs – also Stationen, wo Nutzerinnen und Nutzer möglichst einfach zwischen den Verkehrsmitteln wechseln können.

Sharing und Pooling muss flächendeckend möglich sein

Ob und wie das am besten funktioniert, haben die Forschenden in unterschiedlichen Zukunftsszenarien des gesamten Mobilitätsverbundes in Verkehrsnachfragesimulationen modelliert: „Sharing- und Pooling-Angebote können helfen, dass der ÖPNV besser genutzt wird – aber nur, wenn sie wirklich flächendeckend verfügbar sind“, so Kagerbauer. „Im Moment haben aber lediglich bis zu zehn Prozent der Bevölkerung – je nach Region unterschiedlich – Zugang zu solchen Angeboten“, ergänzt Tim Wörle vom IfV. Ließe sich dieser Anteil durch eine weitere Verbreitung der unterschiedlichen Sharing-Dienste, auch in die Region, auf 20 Prozent steigern, könnte sich ihr Anteil am Verkehrsaufkommen nahezu verdreifachen. „Die neuen Angebote nehmen dann zwar immer noch einen geringen Stellenwert im gesamten Verkehrsaufkommen ein, es gäbe aber viel mehr Mobilitätsoptionen für die Bevölkerung jenseits des eigenen Autos“, erläutert Kagerbauer.

Keine Konkurrenz zum ÖPNV

In den Szenarien der Forschenden wird außerdem deutlich, dass die neuen Mobilitätsangebote nahezu keine Konkurrenz zum öffentlichen Verkehr oder anderen umweltfreundlichen Verkehrsmitteln wie dem eigenen Fahrrad sind. Im Gegenteil: „Der ÖPNV, der aktuell etwa zwölf Prozent des Gesamtverkehrsaufkommens in der Region Karlsruhe ausmacht, profitiert bei der Verdopplung der Sharing- und Pooling-Angebote mit leichten Wachstumstendenzen, die ebenfalls beim Fahrrad zu beobachten sind“, sagt Wörle. „Würde es zudem gelingen, die Reisezeiten von Bus und Bahn im Nahverkehr um zehn Prozent zu verringern, kann mit einem Zuwachs an ÖPNV-Fahrten von sechs Prozent gerechnet werden.“ In der Folge verringere sich der Anteil der Pkw am Verkehrsaufkommen in Karlsruhe und Umgebung.

Ergebnisse werden auf Messe IT-TRANS vorgestellt

Die Forschenden stellen ihre Ergebnisse beim Abschlussforum zum Projekt „regiomove“ am Donnerstag, 12. Mai von 9:30 bis 13:30 Uhr, auf der Messe IT-TRANS vor. Während der Messe besteht die Möglichkeit, mit den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern am Projektstand Aktionshalle / Stand EH2, Events Hall / EH2, Messe Karlsruhe, Rheinstetten ins Gespräch zu kommen. 

Weitere Informationen: www.regiomove.de

Als „Die Forschungsuniversität in der Helmholtz-Gemeinschaft“ schafft und vermittelt das KIT Wissen für Gesellschaft und Umwelt. Ziel ist es, zu den globalen Herausforderungen maßgebliche Beiträge in den Feldern Energie, Mobilität und Information zu leisten. Dazu arbeiten rund 10 000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf einer breiten disziplinären Basis in Natur-, Ingenieur-, Wirtschafts- sowie Geistes- und Sozialwissenschaften zusammen. Seine 22 800 Studierenden bereitet das KIT durch ein forschungsorientiertes universitäres Studium auf verantwortungsvolle Aufgaben in Gesellschaft, Wirtschaft und Wissenschaft vor. Die Innovationstätigkeit am KIT schlägt die Brücke zwischen Erkenntnis und Anwendung zum gesellschaftlichen Nutzen, wirtschaftlichen Wohlstand und Erhalt unserer natürlichen Lebensgrundlagen. Das KIT ist eine der deutschen Exzellenzuniversitäten.

mex, 11.05.2022
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