Presseinformation 025/2017

Julius Wess-Preis 2016 geht an Robert Klanner

Robert Klanner erhält den Preis für grundlegende Beiträge zur Entwicklung von Silizium-spurdetektoren – Voraussetzung für Entdeckung und Vermessung von schweren Elementarteilchen
Prof. Dr. Robert Klanner erhält den Julius Wess-Preis 2016.(Foto: DESY)
Prof. Dr. Robert Klanner erhält den Julius Wess-Preis 2016.(Foto: DESY)

Robert Klanner erhält den Julius Wess-Preis 2016 des KIT-Zentrums Elementarteilchen- und Astroteilchenphysik (KCETA) des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT). Der Preisträger ist österreichischer Experimentalphysiker und Emeritus der Universität Hamburg. Klanner erhält den Preis für die Entwicklung der Grundlagen von Siliziumspurdetektoren, die in den letzten 33 Jahren zur Entdeckung neuer Teilchen und Vermessung ihrer Eigenschaften geführt haben. Zur Preisverleihung am 3. März 2017 ab 15:00 Uhr sind die Medien herzlich eingeladen.

 

Robert Klanner erhält den Julius Wess-Preis 2016 für seine fundamentalen Beiträge zur Entwicklung von Silizium-Mikrostreifen-Detektoren. Diese Instrumente, die mit Methoden der Mikroelektronikindustrie gebaut werden, erlauben eine hochpräzise Vermessung der Bahnen der Zerfallspartikel von schweren Elementarteilchen im Detektor. Ausgenutzt wird der Umstand, dass manche schwere Elementarteilchen wie etwa das Top-Quark oder das Higgs-Boson in schwere Quarks zerfallen, die eine kurze Strecke durch den Detektor fliegen, bevor sie ebenfalls zerfallen. Durch die präzise Messung der Tochterteilchen kann auf die Herkunft der Mutterteilchen geschlossen werden. Die erste Anwendung, für die Siliziumspurdetektoren in den frühen achtziger Jahren konzipiert wurden, war die Untersuchung von Mesonen mit Charm-Quarks. Deren Lebensdauermessung konnte Hinweise über die sogenannte Schwache Kraft geben. Die dafür in München und am CERN gebauten Detektoren hatten die Größe eines Chips, wie sie bei Digital-Kameras verwendet werden.

 

Die Arbeit Klanners war der Grundstein für die rasche Entwicklung von mikrostrukturierten Siliziumdetektoren in der Hochenergiephysik. Siliziumspurdetektoren werden inzwischen in jedem modernen Experiment der Teilchenphysik eingesetzt. Zur Entdeckung des schwersten Elementarteilchens, dem Top-Quark, die 1995 am Fermilab in Chicago verkündet wurde, war ein Siliziumdetektor mit einer empfindlichen Fläche von mehreren Quadratmetern notwendig. Der mit 220 Quadratmetern größte Siliziumdetektor der Welt befindet sich im CMS-Detektor am Beschleunigerring LHC des Forschungszentrums CERN. Seit 20 Jahren haben mehrere Institute des KIT wichtige Beiträge zu den genannten Experimenten geleistet – zuletzt auch in guter Zusammenarbeit mit dem Institut von Robert Klanner. Auch in Zukunft werden Siliziumdetektoren eine wichtige Rolle spielen, so bei der Suche nach exotischen Teilchen jenseits vom Standardmodell und für das Studium des Higgs-Bosons.

 

Robert Klanner, Jahrgang 1945, studierte in München und promovierte in den frühen 70er Jahren in Protwino in der damaligen UdSSR. Anschließend war er kurz an der University of Illinois, Urbana, in den USA, bevor er 1975 zum Max-Planck-Institut für Physik in München wechselte. Er ging 1984 zum DESY nach Hamburg, um zum Bau des Experiments ZEUS am Beschleunigerring HERA beizutragen. Klanner hatte zahlreiche Leitungsfunktionen des ZEUS-Experimentes inne, so auch die des Sprechers der Kollaboration. Im Jahr 1996 wurde er zum Professor an der Universität Hamburg berufen. Von 1999 bis 2005 war er Forschungsdirektor des DESY. Robert Klanner war auch langjähriges Mitglied des Vorstandes der Deutschen Physikalischen Gesellschaft DPG und Mitherausgeber der wissenschaftlichen Zeitschrift "Nuclear Instruments and Methods in Physics Research A".

 

Programm der Preisverleihung
(Veranstaltungssprache ist Englisch)

15 o’clock        
Welcome speeches       
Prof. Oliver Kraft, KIT Vice President for Research          
Prof. Marc Weber, Spokesperson KIT Centre KCETA

Lecture
Higgs-Boson and the Physics beyond the Standard Model
Prof. Rohini Godbole, Indian Institute of Science, Bangalore         

16:35 o’clock   
Laudatio by Prof. Thomas Müller, KIT

17:20 o’clock   
Lecture
Silicon Detectors: From the early days to the LHC and XFEL
Prof. Robert Klanner, DESY, Hamburg

 

Julius Wess-Preis

Der Julius Wess-Preis erinnert an Professor Julius Wess, der sich während seiner zwanzigjährigen Tätigkeit an der Universität Karlsruhe – heute KIT – unermüdlich für die theoretische und experimentelle Elementarteilchenphysik eingesetzt und während dieser Zeit Arbeiten von international herausragender Bedeutung veröffentlicht hat. Feldtheoretische Begriffe wie die Wess-Zumino-Wirkung oder die Formulierung der ersten supersymmetrischen Quantenfeldtheorie, des Wess-Zumino-Modells, werden für immer mit seinem Namen verbunden bleiben. Der Julius Wess-Preis des KIT-Zentrums Elementarteilchen- und Astroteilchenphysik (KCETA) ist mit 10 000 Euro dotiert. Der Forschungspreis wird an Elementarteilchen- oder Astroteilchenphysiker für herausragende experimentelle oder theoretische wissenschaftliche Leistungen verliehen, die unser Verständnis der fundamentalen Naturgesetze erweitern und vertiefen.

 

Das Preisgeld wird über die KIT-Stiftung finanziert. Die KIT-Stiftung bedankt sich bei dieser Gelegenheit bei der Schleicher-Stiftung und der Commerzbank für deren Engagement.

 

Die KIT-Stiftung fördert seit ihrer Gründung vor 5 Jahren Forschung, Lehre, Innovation und Akademisches Leben am KIT. Als gemeinnützige Stiftung bürgerlichen Rechts finanziert die KIT-Stiftung ihre Aufgaben fast ausschließlich über Zuwendungen von Freunden/innen und Förderer/innen. Weitere Informationen über die KIT-Stiftung erhalten Sie bei der Geschäftsstelle der KIT-Stiftung oder unter www.stiftung.kit.edu.

 

Im KIT-Zentrum Elementarteilchen- und Astroteilchenphysik (KCETA) wird die Arbeit von 360 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern am KIT gebündelt und die Strategie für zukünftige Entwicklungen erarbeitet. Das Zentrum hat neun wissenschaftliche Schwerpunkte experimenteller und theoretischer Natur, welche letztlich in Fragen nach Herkunft, Entwicklung und Zustand des Universums und den darin ablaufenden Vorgängen münden.

 

Als „Die Forschungsuniversität in der Helmholtz-Gemeinschaft“ schafft und vermittelt das KIT Wissen für Gesellschaft und Umwelt. Ziel ist es, zu den globalen Herausforderungen maßgebliche Beiträge in den Feldern Energie, Mobilität und Information zu leisten. Dazu arbeiten rund 9 800 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf einer breiten disziplinären Basis in Natur-, Ingenieur-, Wirtschafts- sowie Geistes- und Sozialwissenschaften zusammen. Seine 22 300 Studierenden bereitet das KIT durch ein forschungsorientiertes universitäres Studium auf verantwortungsvolle Aufgaben in Gesellschaft, Wirtschaft und Wissenschaft vor. Die Innovationstätigkeit am KIT schlägt die Brücke zwischen Erkenntnis und Anwendung zum gesellschaftlichen Nutzen, wirtschaftlichen Wohlstand und Erhalt unserer natürlichen Lebensgrundlagen. Das KIT ist eine der deutschen Exzellenzuniversitäten.

kes, 23.02.2017
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