Wetterforschung: Messkampagne für bessere Vorhersagemodelle und Unwetterwarnungen in den Alpen
Das Wetter im Gebirge verhält sich oft ganz anders als vorhergesagt. Das liegt vor allem an der Komplexität des Terrains, das starken Einfluss auf Luftaustauschprozesse hat. Derzeit können selbst modernste Wettervorhersagemodelle beispielsweise Talwindsysteme nur teilweise wiedergeben. Um solche Austauschprozesse zu untersuchen, finden von Mitte Juni bis Ende Juli umfassende Messungen im Inn- und Etschtal, in den Sarntaler Alpen sowie im deutschen Alpenvorland statt. Diese Erhebungen sind Teil der einjährigen Messkampagne TEAMx, die von der Universität Innsbruck koordiniert wird. Das Karlsruher Institut für Technologie (KIT), als größter Partner im internationalen Projekt, ist mit modernsten Messsystemen vor Ort. Ziel der Kampagne ist es, Wettermodelle und Unwetterwarnungen für Gebirgsregionen zu verbessern.
Um die Luftzirkulation und damit Austauschprozesse im Gebirge besser zu verstehen, ist eine detaillierte Datengrundlage erforderlich. Dabei muss von kleinräumigen Turbulenzen, über Talwind-, bis hin zu globalen Wettersystemen alles erfasst werden. „Mit dem ‚KITcube', einem europaweit einzigartigen Atmosphärenbeobachtungssystem, messen wir zum Beispiel mit Lasern den Wind und die Feuchte vom Boden bis in große Höhen. Zusammen mit Radarmessungen können wir so untersuchen, wie der Transport von Feuchte durch Talwindsysteme Gewitter auslöst“, sagt Dr. Andreas Wieser vom Institut für Meteorologie und Klimaforschung des KIT. „Mit einem Forschungsflugzeug, das mit einem neuentwickelten Laser-Messsystem für Wind ausgestattet ist, sehen wir außerdem, wie Luftströmungen in Gebirgstälern miteinander wechselwirken.“ Auch andere Prozesse sind von Interesse: Bereits im letzten Winter wurden Messungen durchgeführt, die zeigen wie sich Nebel und Niederschlag bilden, wenn feuchte Luft entlang von Gebirgshängen wandert.
An der Kampagne sind über 25 Institutionen, mehr als 200 Forschende und mehrere europäische Wetterdienste beteiligt.
swi, 11.06.2025