Thomas Gessmann-Preise für zwei KIT-Absolventen

Thomas Gessmann-Stiftung zeichnet zwei KIT-Promovierte für Mechatronik-Dissertationen aus.

Ganz nahe am Menschen sind die beiden am Karlsruher Institut für Technologie promovierten Preisträger des Thomas Gessmann-Preises Mechatronik 2009, Luciana Jatobá Großmann und Mark Bergemann, mit ihren prämierten, die Erkenntnisse aus Maschinenbau, Elektrotechnik und Informationstechnik zusammenführenden Dissertationen - und damit auch "ganz im Geiste des KIT forschend", wie Professor Detlef Löhe, KIT-Vizepräsident für Forschung und Information, in seinem Grußwort anlässlich der Verleihung der mit insgesamt 20.000 Euro dotierten Auszeichnung im Senatssaal des KIT am 17. Juni bekräftigte.

Preisträgerin Dr. Luciana Jatobá Großmann: Ein System über und für Vitalität

Die beiden Preisträger, Mark Bergemann und Luciana Jatobá GroßmannFür die mit Urkunde und 10.000 Euro bedachte Preisträgerin Dr. Luciana Jatobá Großmann, Ingenieurin der Elektrotechnik und Informationstechnik, war es ein weiter und engagierter Weg ans Karlsruher Institut für Technologie: 1978 im brasilianischen Recife geboren, machte sie ihren ersten Bachelor-Abschluss in Elektrotechnik an der Universidade Federal de Pernambuco, nicht ohne als DAAD-Austauschstudentin ein Jahr an die TU Hamburg-Harburg zu wechseln, "um die Nähe zur Forschung an einer deutschen Universität zu suchen".

Das im Oktober 2001 begonnene und in rasantem Tempo abgelegte Studium für den Master of Science in Information and Communication Engineering am Karlsruher International Department ergänzte sie durch eine hilfswissenschaftliche Tätigkeit am KIT-Institut für Technik der Informationsverarbeitung unter Professor Klaus Müller-Glaser, die ihr die Türen für ihre dort mit Auszeichnung abgelegte Dissertation "Assessment of Human Physical Activity using Mobile Sensors" aus dem Jahr 2009 öffnete.

In ihrer ausgezeichneten Doktorarbeit entwickelte Jatobà Großmann ein mobiles Monotoringsystem, das mittels am Körper befestigter Sensoren physiologische Parameter liefert, die Aussagen über den Aktivitätszustand des Trägers beziehungsweise Patienten erlauben. Diese Daten können mit anderen Vital-Daten wie Puls oder Blutdruck in Korrelation gesetzt werden und ermöglichen so eine bessere Diagnose.

So kann zum Beispiel gerade bei Herz-Kreislaufpatienten besser festgestellt werden, ob ein kritischer Moment erreicht ist oder lediglich eine fordernde körperliche Tätigkeit wie Treppensteigen absolviert wird. Das mobile Sensorsystem ist somit im Bereich "Personal Health Monitoring" einsetzbar und hilft dem Anwender beim Management seiner mentalen und körperlichen Vitalität. Großmanns Innovation inspirierte auch ein KIT-Spin-Off: die mit EXIST-Mitteln geförderte Movisens GmbH und ihr StressGuard-Produkt.


Preisträger Dr. Mark Bergemann: Für ein Leben ohne Brille

Erich Steinsdörfer, Vorstandsmitglied der Gessmann-Stiftung und Geschäftsführer des Deutschen Stiftungszentrums Essen, Doktorvater Professor Georg Bretthauer, Preisträger Mark Bergemann, der Vorsitzende der Thomas Gessmann-Stiftung Gerhard Häußermann, Preisträgerin Luciana Jatobá Großmann, ihr Doktorvater Professor Klaus Müller-GlaserDer zweite Preisträger, der 1977 in Göppingen geborene Dr. Mark Bergemann, studierte von 1997 bis 2002 Maschinenbau an der Universität Karlsruhe - nicht ohne für exzellente Studienleistungen mit Preisen und Auszeichnungen belohnt zu werden. Nach einem Master of Business Administration am Collège des Ingénieurs in Paris kam er 2004 als Doktorand ans Institut für Angewandte Informatik/ Automatisierungstechnik (IAI) im damaligen Forschungszentrum Karlsruhe, wo ihm sein Doktorvater Professor Georg Bretthauer "echte Pionierarbeit" in Aussicht stellte. Die Vision des in Zusammenarbeit mit der Uniklinik in Rostock 2004 gestarteten Forschungsprojektes: ein Leben ohne Brille - auch für Menschen mit Altersweitsichtigkeit und Grünem Star.

Bergemann testete in seiner ebenfalls mit 10.000 Euro ausgezeichneten Dissertation verschiedene Lösungsmöglichkeiten und befand ein mechatronisches System zur Wiederherstellung der Akkommodationsfähigkeit des menschlichen Auges als die beste Lösung. Die im Alter sinkende Anpassungsfähigkeit soll dabei durch ein in den Kapselsack des Auges implantiertes, mechatronisches System mit vier Millimeter Breite wieder hergestellt werden. Bergemanns Forschungsergebnisse sollen wesentlich dazu beitragen, dass das IAI 2014 ein für die Produktion ausgereiftes Implantat vorstellen kann.

Der Preis und die Stiftung

Die Preisübergabe übernahm der Vorsitzende der Thomas Gessmann-Stiftung, Gerhard Häußermann, der zudem den Stiftungsgeber Gessmann, einen außergewöhnlichen Self-Made-Mann und "begnadeten Kaufmann", der 1946 mit der Herstellung von Hosenknöpfen aus Produktionsabfällen begann und durch mehrere kunstoffverarbeitende Betriebe vermögend wurde, vorstellte. Angereist war - auch für ein Grußwort - Erich Steinsdörfer, Vorstandsmitglied der Gessmann-Stiftung und Geschäftsführer des Deutschen Stiftungszentrums in Essen, das die 1998 errichtete, im Rahmen des Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft Stiftung verankerte Thomas Gessmann-Stiftung betreut.

Die mit einem Stiftungsvermögen von rund 17 Millionen Euro und einem Fördervolumen von 350.000 Euro ausgestattete Thomas-Gessmann-Stiftung fördert begabte Studierende an Hochschulen des Landes Baden-Württemberg in technischen und naturwissenschaftlichen Fächern durch die Vergabe von Stipendien und die Gewährung von Beihilfen - zum Beispiel für die Anschaffung fachwissenschaftlicher Literatur - sowie Studierende oder Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in Baden-Württemberg durch die Vergabe von Preisen.

Die im Juli 2009 durch die KIT-Forschungsförderung erfolgte Ausschreibung des Thomas Gessmann-Preises richtete sich ausschließlich an KIT-Nachwuchswissenschaftler mit ingenieurwissenschaftlichen Arbeiten, die einen hohen Praxisbezug vorweisen.

Bild 1: Die beiden Preisträger, Mark Bergemann und Luciana Jatobá Großmann
Bild 2 (v.l.n.r.): Erich Steinsdörfer, Vorstandsmitglied der Gessmann-Stiftung und Geschäftsführer des Deutschen Stiftungszentrums Essen, Doktorvater Professor Georg Bretthauer, Preisträger Mark Bergemann, der Vorsitzende der Thomas Gessmann-Stiftung Gerhard Häußermann, Preisträgerin Luciana Jatobá Großmann, ihr Doktorvater Professor Klaus Müller-Glaser. (Fotos: Sandra Göttisheim)


tr, 18.06.10

Kontakt:
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