Presseinformation 079/2025

Mit KI-Weltmodell das Erdsystem simulieren

Im Projekt WOW erforscht das KIT einen neuen KI-Ansatz, um die vielfältigen Einflüsse des globalen Klimawandels auf lokale Umweltsysteme besser zu modellieren
NicoElNino - stock.adobe.com
Forschende des KIT wollen ein KI-Weltmodell entwickeln, das globale Klima-, Wetter- sowie Umweltmodelle miteinander vereint. (Symbolbild: NicoElNino - stock.adobe.com)

Waldbrände, Überschwemmungen oder Dürren: Eine Künstliche Intelligenz (KI) des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) soll künftig helfen, solche Ereignisse weltweit präziser, schneller und energieeffizienter vorherzusagen als herkömmliche physikbasierte Simulationen auf Supercomputern. Im Projekt „WOW – a World model of Our World“ entwickeln Forschende ein KI-Weltmodell, das verschiedene KI-Modelle zur Simulation von Klima, Wetter und Umwelt effizient verknüpft. Die Carl-Zeiss-Stiftung fördert das Vorhaben mit knapp sechs Millionen Euro.

Der globale Klimawandel verändert langfristig das Wetter und die Umwelt – weltweit wie lokal. Die Folgen reichen von häufigeren Extremereignissen bis zu tiefgreifenden Auswirkungen wie dem Zusammenbruch ganzer Ökosysteme. „Mit numerischen Klima-, Wetter- und Umweltmodellen lassen sich heute viele Teilaspekte dieser Entwicklungen relativ konsistent auf verschiedenen Zeit- und Raumskalen abbilden“, sagt Tenure-Track Professor Peer Nowack vom Institut für Theoretische Informatik des KIT und Koordinator des Projekts. „Moderne KI-Methoden wiederum bieten das Potenzial, entweder solche Modelle kostengünstig zu emulieren, also nachzuahmen, oder sogar direkt Zusammenhänge aus Beobachtungsdaten zu erlernen. Damit erzielen sie beispielsweise in der Wettervorhersage mittlerweile oft bessere Ergebnisse. Dies bietet große Chancen für die gesamte Umweltmodellierung.“

Im Projekt „WOW – a World model of Our World“ gehen Nowack und sieben weitere KIT-Forschende nun noch einen Schritt weiter: Sie untersuchen, wie sich mehrere solcher KI-Modelle für verschiedene Prozesse im Erdsystem über räumliche und zeitliche Skalen hinweg zu einem einzigen KI-System koppeln lassen. Dafür wollen sie einen Ansatz aus der Informatik verfolgen, der es erlaubt, die verschiedenen Modelle zu verknüpfen – zu einem KI-Weltmodell.

Wie das KI-Weltmodell entsteht

Mit WOW entwickeln die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler also Methoden, die verschiedenen KI-Modelle miteinander verbinden können. Dazu zählen unter anderem Emulatoren für globale Klimamodelle, KI-basierte Wettermodelle sowie Modelle, die lokale Phänomene wie Waldbrände oder Überschwemmungen abbilden. Ziel ist es, diese bislang getrennten Systeme zu einer durchgängigen Prozesskette zu verknüpfen, um die lokalen Auswirkungen der globalen Veränderungen noch konsistenter darzustellen. Um diese Fortschritte zu ermöglichen, braucht es insbesondere auch Neuentwicklungen in der KI-Methodik.

Durch die Kopplung der unterschiedlichen Modelle wollen die Forschenden zudem das Zusammenspiel von Atmosphäre, Wasser und Landoberfläche besser verstehen. „Uns interessiert, wie sich Veränderungen in einem Teil des Erdsystems auf andere Bereiche auswirken – etwa, wie Dürren oder veränderte Wolkenbildung Rückkopplungen im Klima auslösen“, sagt Professorin Almut Arneth vom Institut für Meteorologie und Klimaforschung – Atmosphärische Umweltforschung, dem Campus Alpin des KIT in Garmisch-Partenkirchen, die ebenfalls im Forschungsprojekt mitarbeitet. „Es ist möglich, dass wir so bislang verborgene Zusammenhänge des Klimawandels sichtbar machen.“

Auch für andere Wissensgebiete relevant

Schon mittelfristig könnte das neue KI-Weltmodell dabei helfen, Risiken besser einzuschätzen – und fundierte Entscheidungen für Klimaschutz und Anpassung zu treffen. „Unsere Methoden könnten perspektivisch außerdem in anderen Naturwissenschaften Anwendung finden, in denen anspruchsvolle Systeme modelliert werden“, erläutert Dr. Markus Götz vom Scientific Computing Center des KIT, ein weiterer Wissenschaftler im Projekt. „Wenn wir lernen, KI-Modelle effizient zu koppeln, können wir komplexe Zusammenhänge schneller und präziser verstehen. Außerdem können wir Beobachtungsdaten viel direkter in den Modellierungsprozess einbinden. Das bietet insgesamt großartige Chancen für die Wissenschaft.“ Die Carl-Zeiss-Stiftung fördert das Projekt WOW für fünf Jahre mit insgesamt sechs Millionen Euro. 

Weitere Informationen

Details zum KIT-Zentrum Klima und Umwelt

Details zum KIT-Zentrum Information ˑ Systeme ˑ Technologien

 

Im Dialog mit der Gesellschaft entwickelt das KIT Lösungen für große Herausforderungen – von Klimawandel, Energiewende und nachhaltigem Umgang mit natürlichen Ressourcen bis hin zu Künstlicher Intelligenz, technologischer Souveränität und demografischem Wandel. Als Die Universität in der Helmholtz-Gemeinschaft vereint das KIT wissenschaftliche Exzellenz vom Erkenntnisgewinn bis zur Anwendungsorientierung unter einem Dach – und ist damit in einer einzigartigen Position, diese Transformation voranzutreiben. Damit bietet das KIT als Exzellenzuniversität seinen mehr als 10 000 Mitarbeitenden sowie seinen 22 800 Studierenden herausragende Möglichkeiten, eine nachhaltige und resiliente Zukunft zu gestalten. KIT – Science for Impact.

mhe, 04.11.2025

 

Christian Könemann
Pressesprecher
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