Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) und die Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina haben gestern in Berlin ihre Empfehlungen zur „Wissenschaftsfreiheit und Wissenschaftsverantwortung“ vorgestellt. Die beiden Forschungsorganisationen appellieren an die Wissenschaft, ethische Prinzipien sowie Mechanismen zum verantwortungsvollen Umgang mit Forschungsfreiheit und Forschungsrisiken zu entwickeln. Um dem Spannungsfeld zwischen Forschungsfreiheit und dem verantwortungsvollen Umgang mit dieser gerecht zu werden, hat das KIT bereits im Mai 2012 ethische Leitlinien verabschiedet.
„Das KIT verpflichtet sich darin zu einem Handeln, das sich an ethischen Grundsätzen orientiert – in allen Wirkungsfeldern von Forschung, Lehre, Innovation und Dienstleistung“, sagt die Vizepräsidentin des KIT für Personal und Recht, Dr. Elke Luise Barnstedt. Erarbeitet wurden die ethischen Leitlinien gemeinsam mit verschiedenen Mitgliedergruppen des KIT; auch die Studierenden waren bei der Entwicklung beteiligt.
Die „Leitlinien für ethische Grundsätze des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT)“ haben die in Art. 5 Abs. 3 des Grundgesetzes geregelte Freiheit von Kunst, Wissenschaft, Forschung und Lehre fest im Blick. Sie appellieren zum einen an die Verantwortung aller Beschäftigen und weiteren Mitglieder am KIT für ihr Handeln. Ein wichtiger Grundgedanke der Leitlinien ist, dass Forschung, Lehre und Innovation am KIT dem Erkenntnisgewinn, dem nachhaltigen Nutzen für die Menschheit und dem Schutz der Umwelt dienen sowie friedliche Zwecke verfolgen sollen.
„Um der Wissenschaftsfreiheit gerecht zu werden, enthalten unsere Leitlinien jedoch keinen Kanon von Handlungsanweisungen und auch keine konkreten Verbote und Gebote“, so Barnstedt. „sondern es werden Handlungsmaximen formuliert, die Leitplanken sein sollen. Somit agieren sie - wie dies auch in den nun vorgestellten Empfehlungen der Forschungseinrichtungen deutlich wird - im Spannungsfeld zwischen Wissenschaftsfreiheit und gesellschaftlicher Verantwortung.“
So weisen die ethischen Leitlinien des KIT auf die Problematik des „dual use“, also der vielfältigen und zum Teil nicht vorhersehbaren Nutzung von Forschungsergebnissen, hin und fordern Mitglieder und Angehörige des KIT auf, mit der notwendigen Sensibilität die potenziellen Anwendungsmöglichkeiten von Forschungsergebnissen abzuwägen und gegebenenfalls eine Technikfolgenabwägung vorzunehmen. Diese ist gerade im KIT durch das Institut für Technikfolgenabschätzung (ITAS) bestens etabliert. Auf Forschung mit nicht einzugrenzenden Risiken der Forschungsaktivitäten selbst soll in letzter Konsequenz verzichtet werden.
Zur gesellschaftlichen Verpflichtung von Forschung, Lehre und Innovation gehöre, so Barnstedt, aber auch die öffentliche Zugänglichkeit der Erkenntnisse: In ihren Leitlinien verpflichten sich die KIT-Mitglieder die gewonnenen Ergebnisse und Erkenntnisse dem wissenschaftlichen Umfeld und der Gesellschaft unter Beachtung der Gesetzeslage und vertraglicher Regelungen allgemein zugänglich zu machen und ausschließlich Forschung, die diesen Anforderungen entspricht, durch Aktivitäten und Bereitstellung von Ressourcen zu fördern. Darüber hinaus befassen sich die ethischen Leitlinien mit dem partnerschaftlichen und vertrauensvollen Umgang der KIT-Angehörigen untereinander als Basis der KIT-Kultur sowie der Partizipation der Studierenden und Beschäftigten an Entscheidungsfindungs- und Gestaltungsprozessen im KIT.
Mitglieder des KIT können bei aktuellen ethischen Fragen bei ihren Forschungsprojekten eine Ethikkommission anrufen. Zwei Ombudspersonen stehen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern beratend zur Seite.
Weitere Informationen:
Leitlinien für ethische Grundsätze des KIT: http://www.kit.edu/downloads/KIT_Ethische_Leitlinien.pdf
Gemeinsame Pressemitteilung DFG und Leopoldina „Empfehlungen Wissenschaftsfreiheit und Wissenschaftsverantwortung“: http://www.leopoldina.org/de/presse/pressemitteilungen/
Als „Die Forschungsuniversität in der Helmholtz-Gemeinschaft“ schafft und vermittelt das KIT Wissen für Gesellschaft und Umwelt. Ziel ist es, zu den globalen Herausforderungen maßgebliche Beiträge in den Feldern Energie, Mobilität und Information zu leisten. Dazu arbeiten rund 10 000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf einer breiten disziplinären Basis in Natur-, Ingenieur-, Wirtschafts- sowie Geistes- und Sozialwissenschaften zusammen. Seine 22 800 Studierenden bereitet das KIT durch ein forschungsorientiertes universitäres Studium auf verantwortungsvolle Aufgaben in Gesellschaft, Wirtschaft und Wissenschaft vor. Die Innovationstätigkeit am KIT schlägt die Brücke zwischen Erkenntnis und Anwendung zum gesellschaftlichen Nutzen, wirtschaftlichen Wohlstand und Erhalt unserer natürlichen Lebensgrundlagen. Das KIT ist eine der deutschen Exzellenzuniversitäten.