Presseinformation 093/2011

Energieversorgungsstrukturen müssen europaweit zusammenwachsen

Eine Stellungnahme der Helmholtz-Energieforschungszentren zur energiepolitischen Diskussion

In einer Stellungnahme haben sich Vertreter der acht energieforschenden Helmholtz-Zentren zur energiepolitischen Diskussion geäußert und ihre Bereitschaft erklärt, den anstehenden Transformationsprozess konstruktiv zu unterstützen. Die Helmholtz-Gemeinschaft leistet knapp die Hälfte der mit öffentlichen Mitteln geförderten Energieforschung in Deutschland und verfügt über umfassende Expertise in der Forschung zu erneuerbaren Energien, energieeffizienten Technologien, nuklearer Sicherheit sowie Systemanalyse und Technologiefolgenabschätzung.

Die Bundesregierung hat mit ihrem Energiekonzept vom September 2010 richtungsweisende Ziele an eine nachhaltige und zuverlässige Energieversorgung der Zukunft gesetzt. Nach dem Reaktorunfall von Fukushima wird offenkundig, dass die Vorgaben des Energiekonzeptes prinzipiell „robust“ sind. Allerdings hat sich jetzt die energiepolitische Landschaft deutlich verändert. Die Risikobewertung der Kernenergienutzung – und aller anderer Energietechnologien – muss überdacht werden. Entsprechende Anpassungen im Energiekonzept sind nötig, weil die Verkürzung der Kernenergie-Laufzeiten zu erheblichen Herausforderungen an Politik, Wirtschaft und Wissenschaft führt.

Eindeutige Zielvorgaben
Notwendig sind ein übergreifender Ansatz und eine klare Festlegung von Zielprioritäten bezüglich Versorgungssicherheit, globaler Ressourcenverfügbarkeit, Umwelt- und Klimaschutz, technologischen Risiken sowie Wirtschaftlichkeit und Sicherung von Industriestandorten. Ein fallweises Umschwenken der Priorisierung oder gar gegenseitiges Ausspielen dieser Faktoren verhindert eine vernünftige langfristige Planung.

Technologieneutral denken
Im politischen Alltag wird über Strom-, Wärme- und Kraftstoffversorgung oft getrennt entschieden. Ziel ist es jedoch, die jeweiligen Anwendungs- und Erzeugungstechnologien stärker zu verzahnen und neue nationale energieträgerübergreifende Versorgungsstrukturen für Erzeugung, Transport und Speicherung zu schaffen.

Europäischer Ansatz
Alle Energiesparten, insbesondere aber die Stromversorgung, sind nicht nur national, sondern vor allem europäisch zu gestalten. So ist für Planung und Betrieb von erneuerbarer, fossiler und nuklearer Stromerzeugung sowie Netzen und Speichern eine europaweite Abstimmung erforderlich (z.B. für einen effizienten Einsatz von Wasserkraft in Skandinavien und den Alpen oder grenzüberschreitenden Stromaustausch).

Empfehlung
Die Bevölkerung hat realisiert, dass nachhaltige Energieversorgung ein gesellschaftlich und volkswirtschaftlich gleichrangiges Thema wie Gesundheit, Bildung und soziale Sicherheit ist. Dies ist eine große Chance für ein hohes Maß an Unterstützung für den bevorstehenden Transformationsprozess. Nun kommt es darauf an, eine konsequente Diskussion über neue Lösungswege und ihre Konsequenzen zu führen. Eine wichtige Rolle spielen dabei die Energieforschung und das geplante umfassende Monitoring des Transformationsprozesses, allem voran des Zielerreichungsgrades, beim Aufbau neuer Infrastrukturen als technische Voraussetzung für einen Ausstieg aus der Kernenergie und für eine klima-, umwelt- und ressourcenschonende sowie sichere und bezahlbare Energieversorgung.

Die acht Energieforschungszentren der Helmholtz-Gemeinschaft sind in den wichtigen Forschungsbereichen der erneuerbaren, fossilen und nuklearen Energien sowie der Systemanalyse und Technikfolgenabschätzung erfahrene Akteure und Partner in diesem Transformationsprozess. Die Helmholtz-Gemeinschaft steht zu Verfügung, eine neue Energiezukunft mittels Forschung, Ausbildung und Politikberatung erfolgreich zu gestalten und zu begleiten.

4. Juni 2011
Eberhard Umbach, Vizepräsident der Helmholtz-Gemeinschaft, für den Forschungsbereich Energie für die Helmholtz-Zentren
Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR), Forschungszentrum Jülich, Helmholtz-Zentrum Potsdam - Deutsches GeoForschungsZentrum (GFZ), Helmholtz-Zentrum Berlin für Materialien und Energie (HZB), Helmholtz-Zentrum Dresden-Rossendorf (HZDR), Max-Planck-Institut für Plasmaphysik (IPP), Karlsruher Institut für Technologie (KIT) und Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ).

Als „Die Forschungsuniversität in der Helmholtz-Gemeinschaft“ schafft und vermittelt das KIT Wissen für Gesellschaft und Umwelt. Ziel ist es, zu den globalen Herausforderungen maßgebliche Beiträge in den Feldern Energie, Mobilität und Information zu leisten. Dazu arbeiten rund 10 000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf einer breiten disziplinären Basis in Natur-, Ingenieur-, Wirtschafts- sowie Geistes- und Sozialwissenschaften zusammen. Seine 22 800 Studierenden bereitet das KIT durch ein forschungsorientiertes universitäres Studium auf verantwortungsvolle Aufgaben in Gesellschaft, Wirtschaft und Wissenschaft vor. Die Innovationstätigkeit am KIT schlägt die Brücke zwischen Erkenntnis und Anwendung zum gesellschaftlichen Nutzen, wirtschaftlichen Wohlstand und Erhalt unserer natürlichen Lebensgrundlagen. Das KIT ist eine der deutschen Exzellenzuniversitäten.

lg, 06.06.2011
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