Presseinformation 094/2010

Meilenstein in der Geschichte der Chemie

Nach 150 Jahren kommt der Weltkongress wieder nach Karlsruhe – eine Ausstellung in der KIT-Bibliothek blickt zurück
Aufschwung: Mit dem Bau des Chemischen Labors 1851 stieg Karlsruhe in die erste Reihe der deutschen Universitätschemie auf. (Foto: KIT-Archiv)
Aufschwung: Mit dem Bau des Chemischen Labors 1851 stieg Karlsruhe in die erste Reihe der deutschen Universitätschemie auf. (Foto: KIT-Archiv)

Vor 150 Jahren fand in Karlsruhe eine Versammlung von Chemikern aus Deutschland, England und Übersee statt – die erste internationale Fachtagung für Chemie weltweit. Nun kehrt der Weltkongress Chemie zurück: Die Fakultät für Chemie und Biowissenschaften am KIT veranstaltet ihn am 3. und 4. September. Die KIT-Bibliothek stellt zum Jubiläum eine Auswahl zeitgenössischer Standardwerke der Chemie und Publikationen von Kongressteilnehmern aus.
 
Die Chemie war Mitte des 19. Jahrhunderts als wissenschaftliche Disziplin erst frisch formiert. „Es gab neue Entdeckungen und neue analytische Verfahren, daraus ergaben sich konkurrierende theoretische Schulen“, erklärt Dr. Michael Mönnich von der KIT-Bibliothek, der die Ausstellung konzipiert und gestaltet hat. Insbesondere in Fragen des Atom- und Molekülbaus herrschten unterschiedliche Ansichten. Auch die Nomenklatur und Formelschreibweise war höchst uneinheitlich. Ein Forum für die Diskussion der aktuellen Probleme gab es nicht. Deshalb ergriffen drei junge Professoren der Chemie die Initiative und organisierten einen Kongress.

Carl Weltzien (1813-1870) wurde 1841 an das Polytechnikum in Karlsruhe berufen und leitete dort ab 1850 die Chemische Abteilung. 1851 baute er das chemische Laboratorium an dem Platz, wo heute der Tulla-Hörsaal des KIT steht. Gemeinsam mit Friedrich August Kekulé von Stradonitz (1829-1896), Professor für Chemie an der Universität Gent in Belgien, und Charles Adolphe Wurtz (1817-1884), Professor in Paris, lud er die wichtigsten Vertreter des Faches für den 3. bis 5. September 1860 nach Karlsruhe ein. „Die günstige Lage der Stadt spielte dabei eine wichtige Rolle“, so Mönnich.

Die Tagung fand im großen Sitzungssaal des Karlsruher Ständehauses in der Ritterstraße statt und wurde vom badischen Innenministerium unterstützt. 127 Chemiker aus zwölf Ländern reisten an, darunter berühmte Namen wie Robert Bunsen (1811-1899), Carl Remigius Fresenius (1818-1897), Jean-Baptiste Dumas (1800-1884) oder Lothar Meyer (1830-1895). „Der Karlsruher Chemikerkongress kann als das wichtigste Ereignis in der Geschichte der Chemie zur Mitte des 19. Jahrhunderts gelten“, sagt Michael Mönnich. Das Zusammentreffen so vieler Chemiker aus dem In- und Ausland habe die weitere Entwicklung der theoretischen Chemie, vor allem die Gestaltung des Periodensystems beeinflusst.

Die Ausstellung zeigt wichtige Veröffentlichungen der Zeit: das „Lehrbuch der Chemie“ von Jöns Jacob von Berzelius, das Atommodell von John Dalton in seinem „new system of chemical philosophy“ oder das „Chemische Journal für die Freunde der Naturlehre, Artzneygelahrtheit, Haushaltskunst und Manufacturen“, die von Lorenz Friedrich von Crell gegründete erste Chemiezeitschrift. Ein genauerer Blick auf die Inhalte der ausgestellten Bücher ist im Internet möglich, wo die Werke in digitalisierter Form zu finden sind.

Um Fortschritt und Herausforderungen der Chemie heute dreht sich  das Festkolloquium zum 150. Geburtstag des Weltkongresses Chemie am 3. und 4. September im Audimax (Geb. 30.95, Straße am Forum 1) des KIT. Zu den Vortragenden gehören die Nobelpreisträger Paul J. Crutzen und Jean-Marie Lehn.

 

Als „Die Forschungsuniversität in der Helmholtz-Gemeinschaft“ schafft und vermittelt das KIT Wissen für Gesellschaft und Umwelt. Ziel ist es, zu den globalen Herausforderungen maßgebliche Beiträge in den Feldern Energie, Mobilität und Information zu leisten. Dazu arbeiten rund 10 000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf einer breiten disziplinären Basis in Natur-, Ingenieur-, Wirtschafts- sowie Geistes- und Sozialwissenschaften zusammen. Seine 22 800 Studierenden bereitet das KIT durch ein forschungsorientiertes universitäres Studium auf verantwortungsvolle Aufgaben in Gesellschaft, Wirtschaft und Wissenschaft vor. Die Innovationstätigkeit am KIT schlägt die Brücke zwischen Erkenntnis und Anwendung zum gesellschaftlichen Nutzen, wirtschaftlichen Wohlstand und Erhalt unserer natürlichen Lebensgrundlagen. Das KIT ist eine der deutschen Exzellenzuniversitäten.

ele, 12.08.2010
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