Luftzirkulation lässt Konzentration des Chlorwasserstoffs steigen

Chlorwasserstoff (HCl) in der Stratosphäre ist ein Indikator für ozonzerstörende Substanzen. Der neuerliche Anstieg des Stoffes beruht aber auf einer Änderung der Luftzirkulation – nicht auf einem vermehrten Ausstoß der Vorläufersubstanzen.
Auf Teneriffa betreiben das KIT und der spanische Wetterdienst gemeinsam einen Messcontainer.

Ein internationales Team, darunter Wissenschaftler des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT), hat seit 2007 über der Nordhalbkugel eine Zunahme des HCl-Gehalts von bis zu drei Prozent pro Jahr beobachtet. Trotz des zwischenzeitlichen HCI-Anstiegs gehen die Wissenschaftler davon aus, dass sich die Ozonschicht in den nächsten 50 Jahren vollständig erholen wird. Die Ergebnisse der Studie veröffentlichte die Gruppe nun in Nature.

Überraschender Anstieg der HCI-Konzentration in den Jahren 2007 bis 2011

Weltweit überwacht ein Netz von Beobachtungsstationen die Konzentrationen verschiedener Spurengase: Messungen des „Network for the Detection of Atmospheric Composition Change“ haben nun – gestützt durch Satellitenmessungen – gezeigt, dass die HCl-Konzentration in der Stratosphäre in den Jahren 2007 bis 2011 überraschenderweise wieder angestiegen ist.

Modellrechnungen der Universität Leeds und des Instituts für Meteorologie-Atmosphärische Spurengase und Fernerkundung (IMK-ASF) am KIT konnten die Ergebnisse bestätigen – und fanden die Ursache für die Zunahme: Nicht die Gesamtmenge des Chlors ist in der Atmosphäre angestiegen, sondern das Strömungssystem im nördlichen Teil der Stratosphäre, welches Luft aus dem Äquatorbereich in hohe Breiten transportiert, hat sich etwas verlangsamt. „Dadurch halten sich die FCKWs länger in der Stratosphäre, es können auch mehr schädliche Chlorgase wie HCl freigesetzt werden“, erläutert Dr. Thomas Reddmann vom IMK.

Ein Zusammenhang mit dem Klimawandel lässt sich nicht ausschließen

Die Ursache für die Änderung der Zirkulation sei noch nicht bekannt. Die Wissenschaftler gehen davon aus, dass es sich um eine langfristige Veränderlichkeit handelt, ganz auszuschließen sei ein Zusammenhang mit dem Klimawandel aber nicht.

Zum Schutz der Ozonschicht unterzeichneten 48 Staaten im Jahr 1987 das Montrealer Protokoll, das die Produktion von Substanzen wie FCKWs weltweit verbietet. Seit Mitte der 1990er-Jahre ließ sich eine jährliche Abnahme der schädlichen Chlorverbindungen in der Stratosphäre von ein bis zwei Prozent beobachten.


Informationen zum Thema in der ausführlichen Pressemitteilung


sps, 06.11.2014