Atmosphärenforschung: Airbus A350 wird zum Forschungsflugzeug

In der vom KIT koordinierten europäischen Forschungsinfrastruktur IAGOS-CARIBIC wird ein 1,7 Tonnen schweres Messlabor im Frachtraum eines umgebauten Passagierflugzeugs eingesetzt. Hierzu wurden nun die technischen Voraussetzung geschaffen.
Der umgebaute A350-900 im Hangar
Der umgebaute A350-900. Der Pfeil markiert die Position des späteren Lufteinlass-Systems (Fotos: Torsten Gehrlein, KIT; Montage: Peter Braesicke, KIT)

Ein großer Teil des atmosphärischen Treibhauseffekts entsteht zwischen der Erdoberfläche und zehn bis zwölf Kilometern Höhe. Um ein besseres Verständnis der Prozesse dort zu erlangen, wollen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in der europäischen Forschungsinfrastruktur IAGOS-CARIBIC in dieser Höhenregion mithilfe des CARIBIC-Labors über mindestens 15 bis 20 Jahre die Luftzusammensetzung messen. Hierzu wurde nun nach einer dreijährigen Planungsphase bei Lufthansa Technik auf Malta ein Airbus A350-900 von Lufthansa umgebaut.

Das Labor ist ausgestattet mit einer High-End-Instrumentierung, vergleichbar mit der auf einem großen Forschungsflugzeug. Es sammelt kosteneffizient, regelmäßig und über Jahrzehnte Daten der Luftzusammensetzung. Ein Zusammenschluss von zwölf Forschungsinstituten (elf aus Europa, eines aus den USA) hat hierfür fast 20 hochkomplexe Messgeräte entwickelt, die rund 100 unterschiedliche Spurengase, Aerosol- und Wolkenparameter messen können.

„Mit den hochgenauen Messdaten können wir verstehen, welche Prozesse sich ändern, wie stark und wie ihr Einfluss auf die Klimaänderung in Zukunft sein könnte“, sagt Dr. Andreas Zahn, Gruppenleiter am Institut für Meteorologie und Klimaforschung – Atmosphärische Spurengase und Fernerkundung am KIT und Koordinator von IAGOS-CARIBIC. „Kein anderer Messträger, weder vom Boden noch vom Satelliten, kann derartig hochaufgelöste Multiparameterdaten liefern.“

Zwei weitere kurze Umbauphasen, ein Testflug und die abschließende Luftfahrtzulassung durch die europäische Luftfahrtbehörde EASA stehen noch aus. Der Jungfernflug wird für Dezember dieses Jahres erwartet.

(aza, 07.04.2021)