Presseinformation 107/2009

Weltweites Netz für mehr Qualität

KIT-Forscher an Projekt GlobaliSE beteiligt: Methoden und Werkzeuge für eine verteilte Softwareentwicklung
KIT-Forscher an Projekt GlobaliSE beteiligt: Methoden und Werkzeuge  für eine verteilte Softwareentwicklung
In der Softwareentwicklung ist Outsourcing an der Tagesordnung – die Ergebnisse sind aber nicht immer zufriedenstellend. (Foto: Markus Stark)

Anhaltender Fachkräftemangel und wachsender Wettbewerbsdruck zwingen zunehmend auch mittelständische Unternehmen in Baden-Württemberg dazu, die Softwareentwicklung teilweise ins Ausland zu verlagern – und dabei häufig Qualitätsmängel in Kauf nehmen zu müssen. Dieses Defizit wollen in dem Projekt GlobaliSE Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des KIT, des Forschungszentrums Informatik und der Universität Mannheim beseitigen. Das Land Baden-Württemberg fördert das Projekt mit 1,4 Millionen Euro.

Häufigster Grund für ein Outsourcing bei der Softwareentwicklung ist ein Mangel an Fachkräften vor Ort. Das Ergebnis ist oft alles andere als zufriedenstellend, erklärt Professor Ralf Reussner, der Koordinator des Projekts: „Wenn Firmen keine räumliche Nähe zu ihren Entwicklern haben, werden oft die Anforderungen an die zu entwickelnde Software nicht erfüllt“. Viele Outsourcing-Projekte scheitern an überhöhten Kosten aufgrund ungeeigneter Methoden für die verteilte Softwareentwicklung. Insbesondere mittelständischen Unternehmen sei häufig nicht klar, so Reussner, wie sie systematisch die Qualität der Ergebnisse ausgelagerter Entwicklungsaufgaben prüfen können. Großunternehmen dagegen „können aufgrund ihrer größeren finanziellen Möglichkeiten Erfahrungen sammeln – und das ist notwendig“. Um diesem klaren Wettbewerbsnachteil für Mittelständler beim Thema Outsorcing zu begegnen, brauche es intelligentere Formen der verteilten Softwareentwicklung. Dafür müssten Projekte der Softwareentwicklung sinnvoll aufgegliedert werden, um schützenswerte Aktivitäten, die zum Beispiel einen engen Kundenkontakt erfordern, im Land halten und nicht-komplexe Standardaufgaben ins Ausland verlagern zu können. Auf diese Weise, erläutert Reussner, „sollen deutsche Arbeitsplätze und Know-how gesichert und gleichzeitig Synergieeffekte durch eine intelligente Auslagerung von spezifischen Aktivitäten in andere Länder genutzt werden.“ Daneben sei es wichtig, dass die Unternehmen die Software auch unabhängig vom auswärtigen Entwickler weiterentwickeln können. Daran arbeiten im Projekt GlobaliSE Wirtschaftswissenschaftler und Informatiker um die Professoren Reussner und Andreas Oberweis vom KIT sowie den Projektleiter Ralf Trunko vom Forschungszentrum Informatik. So untersuchen sie einen integrierten Lebenszyklus für Geschäftsprozesse und Unternehmenssoftware: Im Laufe eines Geschäftsprozesses ergeben sich häufig neue Anforderungen an die Software, die ihn unterstützen soll – sie effizienter aus den Veränderungen der Prozesse ableiten zu können, ist das Ziel der Wissenschaftler. Zugleich wollen sie den Prozess an die technische Entwicklung anpassen und zum Beispiel Medienbrüche beseitigen.

Ein weiterer wichtiger Aspekt von GlobaliSE, so Reussner, seien verteilte Verfahren der Qualitätssicherung. Sie sollen es ermöglichen herauszufinden, an welchen Komponenten es liegt, wenn eine Software nicht funktioniert, und die Verantwortlichkeiten zu klären. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler streben eine Zertfizierung an, wie es sie etwa in der Ausbildung schon gibt: „Es fehlt ein Software-TÜV. Produkte werden oft nicht überprüft gemäß der Standards, die für andere Ingenieurdisziplinen längst üblich sind“, sagt Reussner.

Mehrere mittelständische Unternehmen aus Baden-Württemberg begleiten das Projekt, das Teil des Forschungsverbunds Unternehmenssoftware des Landes ist. Damit will das Land die Praxisrelevanz der Forschungsergebnisse gewährleisten. Ein Programmbeirat, der sich aus Wissenschaftlern und Industrievertretern zusammensetzt, begleitet das Projekt wissenschaftlich. Jährliche öffentliche Statuskolloquien sollen als Plattformen für Technologie- und Wissenstransfer in die Wirtschaft dienen.

Das Karlsruher Institut für Technologie (KIT) ist eine Körperschaft des öffentlichen Rechts und staatliche Einrichtung des Landes Baden-Württemberg, die sowohl Aufgaben einer Universität (der früheren Universität Karlsruhe – TH) als auch einer Forschungseinrichtung in der Helmholtz-Gemeinschaft (dem früheren Forschungszentrum Karlsruhe) wahrnimmt. Das KIT ist eine Einrichtung international herausragender Forschung und Lehre in den Natur- und Ingenieurwissenschaften mit 8000 Beschäftigten und 18500 Studierenden. Es verfügt über ein jährliches Budget von 700 Millionen Euro. Das KIT baut auf das Wissensdreieck Forschung – Lehre – Innovation.

ele, 05.10.2009
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