Neues Jahresgutachten der EFI

Die Expertenkommission Forschung und Innovation (EFI) in Berlin hat ihr neues Jahresgutachten an Frau Bundeskanzlerin Angela Merkel übergeben. Ingrid Ott, Professorin für Wirtschaftspolitik am KIT, hat an dem Gutachten mitgearbeitet.
(Bild: David Ausserhofer)

Die 2006 auf Beschluss der damaligen Bundesregierung eingerichtete EFI ist ein sechsköpfiger Sachverständigenrat, der jährlich ein Gutachten zu Forschung, Innovation und technologischer Leistungsfähigkeit Deutschlands erstellt. Wesentliche Aufgabe der EFI ist es, die Stärken und Schwächen des deutschen Innovationssystems im internationalen und zeitlichen Vergleich zu analysieren und die Perspektiven des Forschungs- und Innovationsstandorts Deutschland zu bewerten. Auf der Basis der jährlichen Gutachten entwickelt die Expertenkommission Vorschläge für die nationale Forschungs- und Innovationspolitik.

Seit 2014 Mitglied der EFI ist Ingrid Ott, Professorin für Wirtschaftspolitik am Karlsruher Institut für Technologie (KIT). Die Volkswirtin befasst sich am KIT mit den zentralen Wachstumsdeterminanten moderner Volkswirtschaften. Dabei geht es im Kern um Antworten auf die Frage, warum – bei gleicher Ausstattung mit Ressourcen und Arbeitskräften und entsprechend identischem Potenzial – manche Volkswirtschaften ökonomisch erfolgreicher sind als andere.

Der Beitrag von KMU zu Forschung und Innovation in Deutschland

Im diesjährigen Gutachten der EFI geht es um den Beitrag von kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) zu Forschung und Innovation in Deutschland. Die Innovationsausgaben der KMU sind laut Gutachten in Deutschland im internationalen Vergleich gering. Zu hohe Innovationskosten und ein zu hohes wirtschaftliches Risiko seien die am weitesten verbreiteten Innovationshemmnisse. Erneut beklagt die EFI die in Deutschland fehlende steuerliche Förderung für Forschung und Entwicklung.

Ein weiteres Thema ist der Robotereinsatz in der industriellen Fertigung. Insbesondere im Fahrzeugbau ist Deutschland laut Gutachten derzeit noch gut aufgestellt. Konkurrenz erwachse jedoch aus Robotik-Nationen wie den USA, Japan, Südkorea und China. Als ein wichtiger Wachstumsmarkt der Zukunft gelte der Bereich Servicerobotik. Hier sei Deutschland bisher nicht gut positioniert.

Nachholbedarf in der digitalen Wirtschaft

Die EFI beklagt zudem einen Handlungsbedarf im Bereich der digitalen Wirtschaft. Die wirtschaftliche Bedeutung datengetriebener Dienste und Geschäftsmodelle, die den strategisch wichtigen Zugang zum Endkunden besetzen können, habe erheblich zugenommen. Laut EFI-Gutachten konnte Deutschland bislang weder in der klassischen IKT-Branche (Informations- und Kommunikationstechnik) noch in den neuen, internetbasierten Bereichen der digitalen Wirtschaft (Cloud Computing, Big Data) besondere Stärken aufbauen. Auch bezüglich des E-Government, der Abwicklung von Regierungs- und Verwaltungsprozesse über elektronische Medien, liege Deutschland im internationalen Vergleich zurück.

Der Schwerpunkt der EFI-Gutachten liegt nicht in der Darstellung einzelner, isolierter Sachverhalte, Indikatoren oder Trends, sondern in der Entwicklung eines Gesamtbildes und der Erarbeitung der besonders wichtigen Handlungsempfehlungen für die Innovationspolitik. Detaillierte Angaben und Daten können den zu Grunde liegenden Studien zum deutschen Innovationssystem entnommen werden, für die die Expertenkommission eine Herausgeberrolle übernommen hat.

Das diesjährige Gutachten kann auf der Seite der Expertenkommission eingesehen werden.

Ingrid Ott in einem Audio-Beitrag des Deutschlandfunks ("Deutsche Unternehmen nur Mittelmaß in der Robotik", 17.02.2016) sowie in einem Beitrag der SWR 2-Sendung Campus ("Zukunftsmarkt Service-Roboter - Deutschland hinkt hinterher", 25.02.2016)


ne/sps, 22.02.2016 (aktualisiert: 29.02.2016)