Von Karlsruhe nach Shanghai und zurück

Mitte Juli haben 18 Schülerinnen und Schüler aus Karlsruhe gemeinsam mit 18 Gastschülerinnen und -schülern aus Shanghai am KIT und in der Stadt Karlsruhe wissenschaftlich gearbeitet. Sie nahmen am Science Exchange Program teil.
Start in die Wissenschaft: Szenen vom Science Exchange Program. (Fotos: Lukas Treudler, Rene Kahlmeyer)

Das Science Exchange Program Shanghai-Karlsruhe ist ein Projekt der Schülerakademie Karlsruhe und des House of Competence (HoC) am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) in Zusammenarbeit mit der Deutschen Chinagesellschaft. Partnerschule ist die JingYe – mit 264 Jahren die älteste Schule in Shanghai. Das Fernstudienzentrum im HoC koordiniert das internationale Austauschprogramm am KIT.

Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des KIT, der Karlsruher Firma PTV und des ZKM unterstützten die Schülerinnen und Schüler aus Shanghai und Karlsruhe dabei, Themen aus den Bereichen Naturwissenschaft und Technik sowie Wirtschaft und Kultur in Shanghai zu beleuchten.

Gemeinsam mit den beteiligten Wissenschaftlern hatten die Schülerinnen und Schüler ihre Arbeitsinhalte festgelegt. Um ihre Partner in Shanghai auf dem Laufenden zu halten und ihnen eine Mitsprache bei der Entwicklung der Projekte zu ermöglichen, hatten die Karlsruhe Schülerinnen und Schüler über die Lernplattform des Fernstudienzentrums mit ihnen Kontakt gehalten. So wussten die Gäste aus Shanghai nicht nur über den Stand der Projektplanung Bescheid, sondern auch, wer ihr jeweiliger Gastgeber sein wird oder welche Vorlieben und Hobbys er hat.

Bei drei Wochenend-Seminaren bereiteten sich die Karlsruher Schülerinnen und Schüler intensiv auf den Austausch vor. Sie beschäftigten sich mit der Kultur Chinas und Deutschlands: Welche Bilder über Deutschland könnten Schüler aus Shanghai im Kopf haben? Welche Stereotypen tragen wir selbst mit uns herum? Ausgehend von diesen Überlegungen organisierten die Schülerinnen und Schüler gemeinsam mit der Schülerakademie und dem HoC ein begleitendes Kulturprogramm für den Aufenthalt der Gruppe aus Shanghai in Karlsruhe.

Dann begann die gemeinsame wissenschaftliche Arbeit: Eine Schülergruppe beschäftigte sich am Institut für Kryptographie und Sicherheit des KIT unter der Leitung von Dr. Willi Geiselmann mit Verschlüsselungsverfahren. Das Verfahren basiert auf "perfekten Codes", die in der Mathematik und der Graphentheorie seit langem bekannt sind. Die Implementierung läuft über das Computeralgebra-System MAGMA, in dem die notwendigen mathematischen Objekte wie Graphen und Gleichungssysteme bereits definiert sind und nicht mehr implementiert werden müssen. Die Schüler lernen damit das Konzept der Public-Key-Verschlüsselung kennen und vor allem, dass ein vermeintlich (nicht nur für die Schüler) schwieriges mathematisches Problem nicht ausreicht, um ein sicheres Kryptosystem zu entwerfen.

Eine weitere Schülergruppe beschäftigte sich mit dem Thema: „Was lebt in der Erde in Shanghai, was in Karlsruher Erde?“ Um dieser Frage nachzugehen, arbeiteten zwei deutsche und zwei chinesische Schülerinnen eine Woche lang in den Laboren der Technischen Biologie am KIT unter der Leitung von Ines Schulze. Um die unterschiedlichen Mikroorganismen aus den vier Bodenproben zu isolieren, die sie gesammelt hatten, strichen die Schülerinnen und Schüler die Erde auf Agarplatten aus, die neben den Standard-Nährstoffen teilweise auch Antibiotikum enthalten. Dafür lernten sie die Standard-Techniken der Mikrobiologie: Agarplatten herstellen, Bodenprobensuspension ausstreichen, mikroskopieren und Flüssigkulturen herstellen. Es gelang ihnen, Hefen, Pilze und Bakterien zu isolieren. Sie betrachteten die isolierten Mikroorganismen unter dem Mikroskop genauer und fanden heraus, welcher Art sie zuzuordnen sind. So bekamen die Schülerinnen und Schüler einen Einblick in die Arbeiten eines biologischen Labors.

Der Gegenbesuch der deutschen Schülerinnen und  Schüler in Shanghai mit Rundreise in China findet vom 11. bis 26. Oktober statt. Nach einer Woche Shanghai besuchen die Jugendlichen im zweiten Teil der Reise verschiedene chinesische Städte, darunter Peking.

aw, 23.07.2012