Vom Glück des Lehrens und Lernens

Honorarprofessor Werner Schnatterbeck erhält Urkunde und hält Antrittsvorlesung
(v.l.n.r.) Innenminister Rech, Dr. Fritz, Professor Bös und Professor Schnatterbeck (Foto: Andreas Drollinger)
Professor Bös würdigte Schnatterbeck als "exzellenten Fachmann" (Foto: Andreas Drollinger)
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Überreichung der Bestellungs-Urkunde (Foto: Andreas Drollinger)
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Ausklang bei Sekt und anregenden Gesprächen (Foto: Andreas Drollinger)

KIT-Vizepräsident Dr. Peter Fritz und Professor Klaus Bös, Dekan der Fakultät für Geistes- und Sozialwissenschaften am KIT, haben dem Diplom-Pädagogen Dr. Werner Schnatterbeck am Mittwochabend die Würde eines Honorarprofessors verliehen.

Mit dem Erziehungswissenschaftler Schnatterbeck, als Schulpräsident der höchste Schulbeamte im Regierungspräsidium Karlsruhe, habe das KIT einen "exzellenten Fachmann" im Bereich der Lehrerausbildung gewinnen können, betonte Professor Bös in seiner Begrüßung. "Das Wort Honorarprofessor hat nichts mit 'Honorar' zu tun", wie Bös augenzwinkernd klarstellte, vielmehr sei es ein Zeichen der Ehrerbietung und Ausdruck der Verbundenheit mit dem KIT.

Regierungsvizepräsidentin Gabriela Mühlstädt-Grimm, der Bruchsaler Bürgermeister Ulli Hockenberger und Dr. Friedrich Hirsch als Vorgänger im Amt des Präsidenten des Oberschulamtes Karlsruhe würdigten in ihren Grußworten nicht nur fachliche Kompetenz sowie gesellschaftliches und politisches Engagement Schnatterbecks, sondern auch dessen große Sozialkompetenz.

Den Rahmen des Abends gaben an die Rückwand des Hörsaals im Sportgebäude projizierte Aphorismen, Sentenzen und Sprichwörter zum Thema Glück vor, zugleich das Thema von Schnatterbecks Vortrag vorwegnehmend: "Glück – eine sinnvolle Zielkategorie für schulisches Lehren und Lernen?"

Der neu bestellte Professor ging dabei vom "Schulfach Glück" aus, das seit 2007 an der Willy-Hellpach-Schule in Heidelberg den Fächerkanon erweitert. Bei der Definition von Glück unterschied er vor allem zwischen momentanem Glücksgefühl und langfristiger Erfüllung. Ausgehend davon unterzog er das neue Fach, das für Schülerinnen und Schüler der Wirtschaftsschule angeboten wird, einer kritischen Prüfung.

Schnatterbeck kam zum Schluss, dass eine doppelte Gefahr bestehe: Zum einen, dass Erwartungen geweckt würden, die so nicht einlösbar sind, zum anderen, dass all das auf ein Fach übertragen wird, was als Leitorientierung allen Fächern und der Schulkultur jeder Schule hinterlegt sein sollte.

Er unterstützte die seit zirka zwei Jahrzehnten wahrnehmbare Tendenz, Glück als schulische Zielkategorie wieder stärker in das schulpädagogische Bewusstsein zu rücken. Verdienst des Schulfaches Glück, das er im übrigen akzeptieren kann, weil es durchaus die angeregten Punkte ansatzweise beinhalte , sei auf jeden Fall, dem pädagogischen Dialog über eine wert- und sinnorientierte Schule eine verstärkte Intensität verliehen zu haben.

Schule müsse auch den Mut haben, Gegenkultur zu einer Gesellschaft zu sein, von der man gelegentlich den Eindruck gewinnt, dass sich die Lust- und Erlebnisspirale immer schneller drehe. So seien "Zumutungen" im Sinne von "Compassion" und vergleichbaren schulischen Sozialpraktika eine Hilfe für junge Menschen, ihr Wertgefüge zu justieren. Es wäre ein "Bärendienst" an Kindern und Jugendlichen, Verwöhnungstendenzen zu unterstützen.

"Wohlbefinden durch Leistung" unter anderem im sportlichen wie im musisch-ästhetischen Bereich sei gegenüber "Lust ohne Leistung" in einer "Eventgesellschaft" ein wichtiges pädagogisches Ziel, da es die Persönlichkeit stärke. Solche Angebote seien Pädagogen jungen Menschen schuldig, denn Kinder sind nach einem pakistanischen Sprichwort Gäste, die nach dem Weg fragen, schloss der zum Honorarprofessor bestellte promovierte Erziehungswissenschaftler seine Vorlesung.

Die Schlusspointe blieb Heribert Rech, dem aus persönlicher Verbundenheit mit Schnatterbeck anwesenden Innenminister des Landes Baden-Württemberg, vorbehalten. Das Thema der Vorlesung aufnehmend, schloss er seine Gratulation mit den Worten: "Es ist ein Glück, dass wir solche Pädagogen haben, und es ist ein Glück für das KIT."

Zur Person:
Nach einer Ausbildung zum Bankkaufmann absolvierte der 1950 in Bruchsal geborene Werner Schnatterbeck an der Pädagogischen Hochschule in Karlsruhe ein Studium für das Lehramt an Grund- und Hauptschulen. 1977 schloss er eine anschließende Ausbildung am Institut für Realschullehrer an der PH Weingarten ab. Es folgten von 1982 bis 1985 ein Studium der Schulpädagogik (wiederum an der PH Karlsruhe) mit dem Abschluss Diplom-Pädagoge sowie 1992 die Promotion zum Doktor der Erziehungswissenschaften (Dissertation im Fach "Auf die Erziehungswissenschaften bezogene Philosophie").

Parallel arbeitete er seit 1978 als Realschullehrer und ab 1984 als hauptamtlicher Fachbereichsleiter am Staatlichen Seminar für schulpraktische Ausbildung (Realschulen). 1987 wechselte Schnatterbeck in die Schulverwaltung und übernahm 1992 die Leitung des Staatlichen Schulamts Mannheim. In gleicher Position wechselte er im Jahr 2000 nach Karlsruhe. 2002 wurde er Präsident des Oberschulamtes Karlsruhe. Seit 2005 ist er als Schulpräsident beim Regierungspräsidium Karlsruhe Leiter der Abteilung Schule und Bildung. Lehraufträge hatte Schnatterbeck inne an der Pädagogischen Hochschule Heidelberg (Schulpädagogik) sowie am Institut für Allgemeine Pädagogik an der Universität Karlsruhe beziehungsweise dem KIT.


del, 22.10.2010