Wie steht es um das Ozonloch?

Internationaler Tag zur Erhaltung der Ozonschicht am 16. September
Forschungsflugzeug HALO bei der Messkampagne POLSTRACC (Foto: Laila Tkotz, KIT)

Der 16. September ist der Internationale Tag zur Erhaltung der Ozonschicht. Mit diesem Tag erinnern die Vereinten Nationen an das 1987 unterzeichnete Montreal-Protokoll zur Verringerung und schließlich vollständigen Abschaffung von ozonzerstörenden Chemikalien. Was ist seitdem aus dem Ozonloch geworden? „Das Montreal-Protokoll ist eine Erfolgsgeschichte“, sagt PD Dr. Björn-Martin Sinnhuber, stellvertretender Leiter des Instituts für Meteorologie und Klimaforschung – Atmosphärische Spurengase und Fernerkundung (IMK-ASF) des KIT. „Die Konzentration ozonzerstörender Substanzen in der Atmosphäre nimmt schon seit Jahren ab. Nach ersten Hinweisen erholt sich nun die Ozonschicht – allerdings nur langsam.“

Ozonschicht weiterhin anfällig für Zerstörung 

Wie der Forscher erklärt, bauen sich die in früheren Jahrzehnten emittierten ozonzerstörenden Substanzen wie FCKW oder Halone nur ganz allmählich ab. Da Produktion und Emission der meisten dieser Substanzen bereits weitgehend verboten sind, lässt sich die Erholung kaum beschleunigen. „Allerdings gibt es eine Reihe neuerer Substanzen, die bisher noch nicht unter das Montreal-Protokoll fallen, die wir aber im Auge behalten müssen. Die Konzentration einiger dieser Substanzen ist in der Atmosphäre bis jetzt noch gering, steigt aber stark an“, berichtet Sinnhuber.

Solange sich die Ozonschicht noch nicht vollständig erholt hat, ist sie besonders in den Polargebieten weiterhin anfällig für starke Zerstörung. Im Winter 2015/16 war die Stratosphäre in rund zehn bis 30 Kilometern über der Arktis außergewöhnlich kalt, sodass die Voraussetzungen für eine starke Ozonzerstörung erfüllt waren. Dies haben Klimaforscher in der am KIT koordinierten Messkampagne POLSTRACC mit dem deutschen Forschungsflugzeug HALO detailliert untersucht.

Klimawandel hat auch Auswirkungen auf die Ozonschicht

„Bis etwa Anfang März 2016 haben wir eine der stärksten Ozonzerstörungen der vergangenen Jahrzehnte über der Arktis beobachtet. Die Ozonzerstörung wurde jedoch durch einen plötzlichen Wetterumschwung in der Stratosphäre Anfang März – eine sogenannte Stratosphärenerwärmung – abrupt gestoppt“, berichtet Sinnhuber, der POLSTRACC zusammen mit seinem Kollegen Hermann Oelhaf koordiniert hat.

Die Entwicklung der Ozonschicht lässt sich nicht losgelöst von anderen Veränderungen infolge des Anstiegs von Treibhausgasen in der Atmosphäre betrachten, wie Sinnhuber betont: „Wir beobachten globale Änderungen in der Temperatur, in der chemischen Zusammensetzung und in der Zirkulation der Atmosphäre, die alle auch Auswirkungen auf die Ozonschicht haben.“

Diese Zusammenhänge besser zu verstehen, ist eine der aktuellen Herausforderungen für die Klimaforschung. Dazu bedarf es einer weiteren langfristigen Beobachtung von Ozon und der damit zusammenhängenden Größen.


or, 15.09.2016